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Studie zu Selbstmordrisiko bei Holocaust-Überlebenden

HAIFA (inn) – Eine Studie der Universität Haifa hat untersucht, in wiefern der Holocaust das Selbstmordrisiko bei jüdischen Überlebenden und Betroffenen beeinflusst hat. Bei Frauen war der Effekt demnach stärker als bei Männern.
Das Gedenken der Opfer spielt bei Holocaust-Überlebenden eine wichtige Rolle
Bei Juden, die während des Holocaust geflohen sind, ist die Selbstmordrate 1,7 Mal höher als bei Juden, die noch davor aus Europa fliehen konnten oder danach emigriert sind. Das besagt eine medizinhistorische Auswertung der Universität Haifa. Die im internationalen Online-Fachmagazin „Plos One“ veröffentlichte Studie hat auch einen Unterschied in der Verarbeitung der Traumata bei Mann und Frau festgestellt. Stephen Levine und Jitzchak Levav von der Abteilung für psychische Gesundheit der Universität Haifa führen das Selbstmordrisiko auf die direkte Betroffenheit der Holocaust-Überlebenden zurück: „Es waren die wichtigsten Menschen in ihren Leben, die sie zurücklassen mussten“, sagte Levin. Besonders belastend sei dabei das Wissen der Überlebenden darüber, was den Angehörigen und Freunden angetan wurde.

Ältere Studien mit Widersprüchen

Die Studie unterschied nach drei Gruppen: Menschen, die den Holocaust überlebt und auch den Antisemitismus davor erlebt haben. Menschen, die den Holocaust teilweise erlebt haben und währenddessen geflohen sind. Als dritte Gruppe klassifizierte die Studie Menschen, die noch vor den antisemitischen Verfolgungen der Nationalsozialisten Europa verließen, die aber Kontakt zu betroffenen Familienmitgliedern behielten. 220.665 Juden, die bis 1966 nach Israel immigrierten, haben an der Studie teilgenommen. Die Forscher der Studie konzentrierten sich auf den Aspekt, wie wahrscheinlich der Selbstmord im Leben eines Holocaust-Überlebenden ist. Bislang gab es dazu keine umfängliche Studie. Ältere Studien zu den psychologischen Folgen der Scho‘ah seien widersprüchlich, berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Einige Studien behaupten, die Überlebenden hätten durch die erlebten Schrecken eine Abhärtung erfahren, die sie gegenüber Erkrankungen weniger empfänglich machten. Andere Studien betonen die Last der Menschen, die ein Leben lang tiefgehende psychologische Verletzungen verarbeiten müssen.

Unterschied zwischen Männern und Frauen

„Die Untersuchung hat einen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen dargelegt“, sagt Levine. Bei Männern hätten psychologische Mechanismen wie die Abhärtung oder die natürliche Selektion die Wahrscheinlichkeit für einen Selbstmord abgemildert. Bei Frauen hätten die Schuldgefühle gegenüber zurückgelassenen Freunden oder Familienmitglieder das Risiko für einen Selbstmord hingegen erhöht. Die Forscher untersuchten auch, welchen Einfluss das Alter auf die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes nach der Emigration hatte. Demnach sollen Frauen, die damals älter als 13 Jahre alt waren und den Holocaust durchstanden haben, anschließend ein 2,4-fach höheres Selbstmordrisiko gehabt haben. Auch bei Männern, die den Holocaust selbst erlebten, stellte die Studie eine höhere Wahrscheinlichkeit gegenüber Juden fest, die der Verfolgung nicht direkt ausgesetzt waren. (mm)

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