Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem haben auf einem Siegel den Namen Hiskias, des Königs von Juda, entziffert. Das teilte die Universität am Mittwoch mit. Das Siegel wurde bei Ausgrabungen im früheren königlichen Bereich Jerusalems südlich des Tempelbergs entdeckt.
Die Leiterin der Ausgrabung, Eilat Masar, erklärte, dies sei das erste Mal überhaupt, dass ein königliches Siegel im Rahmen einer Ausgrabung vor Ort entdeckt wurde. Auf dem Antiquitätenmarkt seien Mitte der 1990er Jahre zahlreiche Siegel mit dem Namen Hiskia aufgetaucht. Doch „keines stammt von archäologischen Ausgrabungen, und das macht den Unterschied aus“. Der Fund bestätige nun die Echtheit der anderen Siegel.
Masar nannte den Fund laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ das „Naheste, an das wir jemals herankommen werden, das König Hiskia womöglich selbst in den Händen gehalten hat“. Der Fund bestätige, was bereits aus der Bibel über Hiskia bekannt sei.
Das Artefakt wurde bereits 2009 gefunden. Damals hätten Forscher dessen Bedeutung jedoch unterschätzt. Erst in diesem Jahr habe der Archäologe Reut Ben Arje von der Hebräischen Universität die Inschrift richtig entziffert.
Wie Masar weiter sagte, befand sich das etwa einen Zentimeter große Siegel an einer Papyrusrolle. An dem Objekt seien entsprechende Fasern gefunden worden. Daher sei davon auszugehen, dass es an einem Dokument angebracht gewesen war, das der König selbst unterschrieben hat.
Auf dem Siegel finden sich neben dem Königsnamen ägyptische Motive: Eine geflügelte Sonnenscheibe und ein Anch-Kreuz, das Symbol für Leben. Ägyptische Symbole seien damals in der Region verbreitet gewesen und hätten eine spezifische Bedeutung erhalten. Die Sonnenscheibe bezeichne den allmächtigen Gott, die Flügel seien Ausdruck für den Schutz Gottes, meint Masar. Es stehe zu vermuten, dass Hiskia das Lebenssymbol nach seiner lebensgefährlichen Krankheit, die in 2. Könige 20 beschrieben ist, eingeführt hat.
Hiskia war von etwa 727 bis 698 vor Christus König von Juda. Die Bibel stellt sein großes Gottvertrauen heraus. Während seiner Regierungszeit haben die Assyrer das Nordreich Israel erobert. Auch das Südreich Juda stand in Gefahr. Hiskia ließ dem biblischen Bericht in 2. Könige 18 zufolge die Mauern Jerusalems verstärken. Er ließ auch einen 500 Meter langen Tunnel graben. Dieser leitet das Wasser der vor der Stadt liegenden Gihon-Quelle in den innerhalb der Stadtmauern gelegenen Teich von Siloah um. Der Tunnel wurde im 19. Jahrhundert mitsamt einer Inschrift über die Grabungsarbeiten entdeckt. Heute ist der sogenannte „Hiskia-Tunnel“ für Touristen zugänglich. (df)