Die ägyptische Armee gräbt seit vergangener Woche entlang der 14 Kilometer langen Grenze zum Gazastreifen den Boden aus, um dort laut offiziellen Vertretern 18 Fischereien zu bauen. Damit sollen den verbliebenen Schmuggeltunneln in dem Grenzgebiet ein Ende bereitet werden, heißt es laut der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“ aus ägyptischen Militärkreisen.
Die Hamas beschuldigt das Land am Nil unterdessen, das palästinensische Territorium weiter zu isolieren. Die neuen Ausgrabungen scheinen „eine Verschärfung der Belagerung des Gazastreifens“ zu sein, sagte der Hamas-Vertreter Muschir al-Masri. Ägypten „sollte nicht auf die Seite rutschen, die mit der israelischen Belagerungspolitik übereinstimmt“.
Die geplanten Fischfarmen, in deren Wasser Meeräschen und Garnelen gezüchtet werden sollen, entstehen mit dem Ziel, den Bau von neuen Tunneln unmöglich zu machen. Am Sonntag wurden in dem Gebiet Stahlrohre verteilt. Einen ursprünglichen Plan, einen kleinen Kanal zu graben, gaben die Verantwortlichen auf. Studien hatten ergeben, dass das Wasser gegebenenfalls die komplette Grenze überschwemmen könnte.
Der Bürgermeister der Grenzstadt Rafah, Subhi Radwan, sagte, wenn die Ägypter die Vertiefungen mit Meereswasser füllten, würde dies die Grundwasserleiter von Gaza beschädigen. Dies wiesen Militärvertreter zurück. Zudem warnte Radwan, die Fischereien könnten Häuser auf der palästinensischen Seite einstürzen lassen: „Wir appellieren an unsere Brüder in Ägypten, die Arbeit zu beenden, die die Menschen in Gaza gefährdet.“ Und weiter: „Gaza hat genug Probleme: Kriege, Belagerung und eine schwierige Wirtschaftslage.“
In schätzungsweise 20 Tunneln operierten palästinensische Schmuggler derzeit, schreibt „Yediot Aharonot“. Mehrere Schmuggler sagten der Nachrichtenagentur „Associated Press“, dass sie für den Fall der Überschwemmung Wasserpumpen mit 200 Meter langen Schläuchen in den Tunneln installieren. Damit könnten sie das Wasser abpumpen. Ein Schmuggler sagte der Agentur, dass die Ausgrabungen direkten Einfluss auf die Preise von Schmuggelware wie Motorrad-Ersatzteile oder Zigaretten hätten, die nun gestiegen wären.
Im Januar hatte Ägypten bereits eine Pufferzone an der Grenze zum Gazastreifen von 500 Metern auf einen Kilometer verbreitert. Mehrere tausend Familien wurden und werden deshalb umgesiedelt. (ms)