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Wirbel um Aufruf zu Brandanschlägen

JERUSALEM (inn) – Der Vorsitzende einer rechtsextremen jüdischen Organisation hat sich für Brandanschläge auf Kirchen ausgesprochen. Der Israeli beteuert allerdings, es habe sich um eine theoretische Diskussion über den Umgang mit Götzendienst gehandelt.
Der Vorsitzende der rechtsextremen Gruppe „Lehava“ distanziert sich mittlerweile von seiner Unterstützung für Brandanschläge auf Kirchen. (Symbolbild)
Die rechtsextreme israelische Organisation „Lehava“ lehnt Homosexualität und die Assimilierung von Juden ab. Sie wendet sich unter anderem gegen Heiraten zwischen Juden und Arabern. Nun haben Äußerungen ihres Vorsitzenden Ben Zion Gopstein zur Ausrottung von Götzendienst in Israel für Aufsehen gesorgt. Er sagte in einer Podiumsdiskussion am Dienstag, dazu gehöre auch das Anzünden von Kirchen. Die ultra-orthodoxe Nachrichtenseite „Kikar Haschabbat“ veröffentlichte eine Tonaufnahme, auf der allerdings vor allem zu hören ist, wie mehrere Diskussionsteilnehmer durcheinanderreden. Auf dem Podium saßen neben Gopstein der Hauptrabbiner der Hadassah-Klinik in Jerusalem, Mosche Klein, und der Journalist Benny Rabinovitsch, der für das ultra-orthodoxe Blatt „Jated Ne’eman“ schreibt. Auch der stellvertretende Bürgermeister der zentralisraelischen Stadt El‘ad, Zuriel Krispal, beteiligte sich an der Diskussion.

Berufung auf mittelalterlichen Philosophen Maimonides

Rabinovitsch twitterte während der Debatte in einer Jerusalemer Jeschiva: „Ich bin schockiert und entsetzt. Ich sitze in diesem Augenblick in einem Panel mit Benzi Gopstein, der offen und ausdrücklich sagt: Es sei geboten und erforderlich, Kirchen anzuzünden, und er sei auch bereit, dafür 50 Jahre im Gefängnis zu sitzen.“ Ausgangspunkt war eine Auslegung des mittelalterlichen Religionsphilosophen Moses Maimonides zum Gebot, den Götzendienst auszurotten. Gopstein sagte laut „Kikar Haschabbat“, Maimonides sei für das Verbrennen von Kirchen. Diese gelten als Stätten des Götzendienstes, weil Christen mit Jesus aus jüdischer Sicht einen Menschen anbeten. Die Frage, ob er den Philosophen in dieser Sache unterstütze, bejahte der „Lehava“-Chef. Daraufhin warnte Rabbi Klein: „Benzi, gerade hat man dich gefilmt und aufgenommen. Wenn das zur Polizei gelangt, wirst du festgenommen.“ Gopstein entgegnete: „Das ist das Letzte, was mich beunruhigt. Wenn das die Wahrheit ist, bin ich bereit, dafür 50 Jahre im Gefängnis zu sitzen.“

„Ich werde keine Kirchen verbrennen“

Gegenüber „Kikar Haschabbat“ bestritt der „Lehava“-Vorsitzende, dass er zum Verbrennen von Kirchen aufgerufen habe: „Es gab eine halachische Diskussion über die Gebote zum Götzendienst.“ Rabinowitsch habe Dinge getwittert, die nur teilweise stimmten. „Ich habe gesagt, dass man nach der Halacha Götzendienst aus unserem Land ausrotten muss. Ich habe nicht gesagt, dass ich das tun werde und ich habe nicht gesagt, dass ich dafür im Gefängnis sitzen würde.“ Zum Anzünden von Gotteshäusern merkte Gopstein in dem Gespräch an: „Ich sage nur, dass man nach der Halacha Götzendienst aus dem Land Israel ausrotten muss. Wann und wie? Das ist eine andere Frage.“ Er ergänzte: „Ich habe betont, dass ich keine Kirchen verbrenne und es auch nicht tun werde.“

Schabak möchte „Lehava“ für illegal erklären

„Lehava“ ist immer wieder wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Aktionen gegen Nichtjuden in der Kritik. Erst im Juli wurden mehrere Mitglieder der Gruppe festgenommen, die für den Brandanschlag auf eine jüdisch-arabische Schule im vergangenen Dezember verantwortlich sein sollen. Der Inlandsgeheimdienst Schabak teilte am Dienstag auf Anfrage der Tageszeitung „Ha‘aretz“ mit, derzeit gebe es zu wenig Beweismaterial, um die Organisation für illegal zu erklären. Doch wenn neue Indizien auftauchten, werde das Verfahren wieder aufgenommen. Der Knessetabgeordnete Issawi Fredsch (Meretz) hat unterdessen Strafanzeige gegen Gopstein gestellt. (eh)

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