Das israelische IT-Unternehmen „Face-Six“ arbeitet für gewöhnlich mit Sicherheitskonzernen zusammen. Aufgrund der Nachfrage aus vielen Gemeinden weltweit sei die Software jedoch weiterentwickelt worden und habe den Namen „Churchix“ erhalten.
Zunächst müssen sich die Gemeindeglieder freiwillig für das System registrieren. Am Eingang der Kirche werden die Gesichter der Besucher gescannt. Der Hersteller verspricht, dass seine Software mit 99-prozentiger Genauigkeit die Personen erfassen kann. Zudem kann das Programm mit der Gesichtserkennungssoftware schließlich detaillierte Statistiken berechnen.
30 Gemeinden weltweit nutzen es
Was die Polizei in vielen Ländern einsetzt, steht nun also auch Pfarrern zur Verfügung. Mehr als 30 Kirchen auf der ganzen Welt sollen das Programm bereits nutzen, zitiert das Magazin „Stern“ den Chef des Unternehmens, Moshe Greenshpan.
Was bisher manuell geschehen sei, erfolge nun effizient und automatisch über Kameras im Kirchenschiff, erklärt Greenshpan. Er habe keine Bedenken hinsichtlich Privatsphäre und Datenschutz. Kirchen hätten beispielsweise die Möglichkeit, ihre Datenbank mit den Fotos von registrierten Sex-Straftätern füttern. Der Stern nennt weitere teils kuriose Beispiele, wie die Technik Pfarrern die Arbeit erleichtere: So könnte etwa festgestellt werden, wenn Jugendliche nicht mehr zum Gottesdienst kommen, und dann ein Hausbesuch stattfinden.
Greenshpan befürchtet allerdings, dass die Kirchen die Besucher kaum über den Einsatz der Software aufklärten. Das Programm lohne sich vor allem in großen Kirchen mit Hunderten von Besuchern. Natürlich sei die App auch für Synagogen oder Museen geeignet, erklärte Greeshpan gegenüber der israelischen Nachrichtenseite „Israel 21c“.
Ursprünglich sei es ihm darum gegangen, eine Software zu entwickeln, die Prominente identifizieren kann, während man Fernsehen schaut. „Kennst du das Gefühl, wenn du dir einen Film anschaust und dich ständig fragst, wie dieser Schauspieler heißt? Ich dachte, es wäre cool, so eine App zu entwickeln.“
Kritik an dem Programm kam von der britischen Datenschutz-Organisation „Big Brother Watch“. Gebetsräume sollten auch weiterhin der Privatsphäre unterliegen. Der Willow-Creek-Prediger Josh Byers bezeichnete die Kirche als heiligen und sicheren Ort. Seine Skepsis zitiert die österreichische „Kronen-Zeitung“ in ihrem Online-Portal. (jw/df)