Einen Rekord von Meldungen zu sexueller Belästigung im israelischen Verteidigungswesen zeigt die Zahl aus dem vergangenen Jahr. 1.073 Vorfälle wurden aufgelistet. 667 Fälle davon ereigneten sich in der Armee und 406 im zivilen Sicherheitsapparat wie etwa bei der Polizei oder in Gefängnissen. Das geht aus einem Bericht der „Bewegung für Informationsfreiheit“ hervor, den die hebräische Publikation „The Marker“ veröffentlicht hat.
Die Armee habe sich in den vergangenen Jahren darum bemüht und dafür investiert, das Phänomen der sexuellen Belästigung zu bekämpfen, schreibt die Tageszeitung „Ha‘aretz“. Betrachter argumentieren laut dem Nachrichtenportal „Arutz Scheva“, dass die höhere Zahl nicht automatisch einen steigenden Missbrauch widerspiegele. Sie könne auch ein Indiz dafür sein, dass die Opfer mehr als zuvor bereit sind und es ihnen weniger peinlich ist, diese Übergriffe zu melden.
„Bewusstsein der Frauen für ihre Rechte ist gestiegen“
Die Brigadegeneralin in Reserve und ehemalige Beraterin für Frauenfragen beim Stabschef, Jehudit Grisaro, sagte laut „Ha‘aretz“: „Die Zunahme der Zahl der Berichte in der Armee zeigt, dass das Fass halbvoll ist. Es bedeutet nicht, dass es einen Anstieg von Zwischenfällen gibt, sondern dass das Bewusstsein der Frauen für ihre Rechte größer geworden ist.“ Dieses Bewusstsein sei „der effektivste Weg, um mit dem Problem der sexuellen Belästigung umzugehen“. Weiter sagte Grisaro: „Auch wenn es nicht eindeutig aus den Zahlen hervorgeht, die Armee handhabt sexuelle Belästigung sehr gut.“
2012 waren es 777 gemeldete Fälle, 511 davon in der Armee und 266 im zivilen Sicherheitsapparat. Ein Jahr später stieg die Zahl der gemeldeten Fälle auf 930, wovon 561 der Übergriffe beim Militär passierten. Die Zahl von 2014 zeigt einen Anstieg der Meldungen um 15 Prozent.
Die Zahl der Meldungen im israelischen Polizei- und Gefängnissicherheitsdienst sei hingegen überraschend niedrig. Auf die Anfrage der „Bewegung für Informationsfreiheit“ seien die Daten der Armee viel detaillierter gewesen als die der Polizei- und der Gefängnissicherheit. (ms)