Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus wurde am Vorabend des Festes ein Lamm für jede Familie geschlachtet, genau nach Vorschrift (2. Mose 12). Sein Blut war in Ägypten an den Türrahmen gestrichen worden und hatte den Würgeengel, der alle Erstgeborenen in Ägypten tötete, veranlasst, an den Häusern der Israeliten „vorüberzugehen“. Das hebräische Wort für „überspringen“, „übergehen“, „auslassen“ ist „passach“. Daher kommt das Wort „Pessach“, „Passah“, „Passafest“ – oder auch die griechische Bezeichnung „Pas‘cha“ für Ostern.
Der römisch-jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet, wie in den letzten Jahren des Tempels in Jerusalem an einem Fest noch mehr als eine viertel Million Passalämmer geopfert wurden (Jüdische Kriege vi.9.3). Abgesehen von wenigen Ausnahmen – etwa bei der Volksgruppe der Samaritaner, die jedes Jahr auf dem Berg Garizim in Samaria ihr Passaopfer darbringt – wurde das Tieropfer mittlerweile durch Symbole ersetzt, wenn das jüdische Volk am Abend des 14. Nissan den „Sederabend“ feiert.
„Seder“ ist die „Ordnung“, der zufolge dieser Abend begangen wird. Im Rahmen eines festlichen Mahls werden symbolische Speisen verzehrt – ganz bewusst lässig auf die Seite gelehnt, als freie Menschen. Sklaven müssen im Angesicht ihrer Herren aufrecht stehen. Auf dem Tisch liegen drei ungesäuerte Brote, „Matzen“ genannt. Im Mittelpunkt steht der Sederteller mit einem gekochten Ei, einem Knochen, dem so genannten „Charoset“, Salat und Petersilie, bitteren Kräutern und Salzwasser.