Erst nachdem wir die Satellitenschüssel vom Schnee befreit haben, konnten wir aus dem Fernsehen erfahren, dass kaum noch eine Straße im Lande befahrbar ist. Die Autobahnen hinauf ins verschneite Jerusalem sind nur noch mit Kettenfahrzeugen passierbar. Am Toten Meer ist die einzige Straße von Nord nach Süd wegen Überschwemmungen gesperrt. Und sogar bei Dimona und in Mitzpe Rimon, in der südlichen Wüste, können Kinder Schneemänner bauen, ein wahrlich ungewöhnlicher Anblick.
Auf unserer Terrasse haben wir auf dem großen Tisch eine 23 Zentimeter hohe weiße Haube gemessen. Dabei wohnen wir schon jenseits der Wasserscheide in der „Wüste“. In der Stadt oder in noch höher gelegenen Gebieten Jerusalems, über 900 Meter hoch über dem Meeresspiegel, dürfte der Schneesturm in der Nacht zum Freitag sogar noch mehr Schnee hinterlassen haben.
Während man in Deutschland Gewitter wohl eher nur im Sommer kennt, blitzt und kracht es gewaltig in den aus Sibirien kommenden Schneewolken, die über die Türkei und Zypern bis in den Libanon, nach Syrien, Israel und Jordanien gezogen sind. Bis Samstag soll der Spuk mit „Schnee auf Kamelhöckern“ – wie ein Reporter aus der Wüste im Süden berichtete – schon wieder vorüber zu sein.
Der Schnee hat auch einen Vorteil. Wenn man ihn wegschaufelt, ist es in Bodennähe gelb gefärbt. Das sind die Reste eines schweren Sandsturms, der vor etwa einer Woche von der Sahara kommend einen lebensgefährlichen gelben „Nebel“ über das Land legte. Die Sicht während dieses Sandsturms war so schlecht, dass zeitweilig die meisten Flugplätze im Lande gesperrt werden mussten. Mit dem tauenden Schnee wird dann hoffentlich auch der immer noch allgegenwärtige Sand weggespült werden.
Wer in einem festen Haus mit guter Zentralheizung lebt, kann sich zwar kaum vor die Haustür begeben. Undenkbar sind jedoch die Zustände in den Flüchtlingslagern im Libanon und im Norden Jordaniens, wo Hunderttausende Syrer in Zelten ausharren, ohne sich wärmen zu können.