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Beduinenstadt in Aufruhr

RAHAT (inn) – Den zweiten Tag in Folge haben Bewohner der südisraelischen Stadt Rahat am Dienstag gewaltsam gegen die Polizei demonstriert. Anlass war der Tod zweier Beduinen bei Polizeieinsätzen. In den arabischen Gemeinden Israels gab es zudem einen Generalstreik.
In Rahat demonstrieren derzeit viele Menschen gegen die Polizei.
Die Beduinenstadt Rahat in der Wüste Negev ist in Aufruhr. Am vergangenen Mittwoch wurde ein Bewohner tödlich von einer Kugel getroffen, als Sicherheitskräfte mutmaßliche Drogenhändler festnehmen wollten. Der 22-jährige Sami al-Dscha‘ar hatte nach Angaben seiner Familie nichts mit der Drogenszene zu tun. Die Polizei versucht zu ermitteln, ob er von Polizisten oder von einem der Verdächtigen erschossen wurde. Während Dscha‘ars Beerdigung am Sonntag starb ein weiterer Beduine an einem Herzinfarkt. Sami al-Sajadnas Tod wurde möglicherweise durch Tränengas ausgelöst, das die Polizei eingesetzt hatte. Als Reaktion auf die Todesfälle protestierten zahlreiche Bewohner am Montag und am Dienstag gegen die israelische Polizei. Die Demonstranten skandierten: „Wir werden unser Leben für unsere Märtyrer opfern“. Ein weiterer Slogan lautete: „Die israelische Regierung ist eine terroristische Regierung“. Einige wandten Gewalt an. So wurde Dienstagnacht eine Rohrbombe auf Sicherheitskräfte geworfen. Israels Polizeichef Jochanan Danino bezeichnete dies als Überschreiten einer Linie und rief die Menschen in Rahat zur Ruhe auf, wie die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ berichtet. Er kündigte „Null Toleranz“ bei Gewalt gegen die Polizei an. „Ich verstehe den Schmerz der Familien derjenigen, die getötet wurden, und spreche mein Beileid aus“, sagte Danino. „Aber im selben Atemzug sage ich, dass Gesetz und Ordnung gewahrt werden müssen.“ Er stehe hinter der Polizei, die eine „geheiligte Arbeit“ verrichte. Später ergänzte er, die Sicherheitskräfte müssten aber auch „Zurückhaltung zeigen“.

Protest gegen „Mord an zwei Bürgern“

Die Knessetabgeordnete der arabischen Balad-Partei, Hanin Suabi, bekundete am Montag ihre Solidarität mit den Teilnehmern der Proteste. „Ich bin immer noch schockiert über die Berichte, die ich über Polizeibrutalität gegen Demonstranten in Handschellen gehört habe. Dieser Protest wird von Leuten ausgeführt, die für ihre Rechte kämpfen und nicht aufgeben“, sagte sie laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ bei Sajadnas Beisetzung. Arabische Gruppen riefen für den gestrigen Dienstag als Protest gegen die Todesfälle einen Generalstreik aus. Er war in arabischen Gemeinden und Städten Israels wirksam. Der ehemalige israelische Abgeordnete Taleb el-Sana leitet die Dachorganisation arabisch-israelischer Gruppen. Der Beduine aus Rahat teilte mit, Schulen und Geschäfte blieben geschlossen, um eine starke Botschaft zu senden. Die gesamte arabische Gemeinschaft protestiere scharf gegen „den Mord an zwei Bürgern des Staates Israel, deren einziges Verbrechen darin besteht, Araber zu sein“.

„Ha‘aretz“: Hätte die Polizei gegenüber Juden auch so gehandelt?

Die Tageszeitung „Ha‘aretz“ befürchtet unterdessen, dass der israelischen Polizei derlei tödliche Irrtümer vor allem gegenüber Arabern unterliefen. „Der Tod der beiden Rahat-Bewohner kommt zu dem Tod von Cheir Hamdan aus Kafr Kana vor etwa zwei Monaten hinzu, bei dem die Polizei offenbar gegen die Regeln für das Eröffnen von Feuer verstieß, laut eines Videos von dem Vorfall“, heißt es in einem Leitartikel des linksgerichteten Blattes. „Diese Ereignisse erhöhen die Sorge, dass die Polizei israelische Araber als Verdächtige ansieht, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, und als Ziele einer flexiblen Auslegung der Kampfregeln.“ Die Tel Aviver Zeitung fügt hinzu: „Es ist schwer zu glauben, dass die Polizei gegenüber jüdischen Verdächtigen so gehandelt hätte, wie sie es gegenüber Dscha‘ar getan hat. Wir dürfen eine Situation nicht akzeptieren, in der polizeiliche ‚Irrtümer‘ hauptsächlich mit Arabern passieren.“ In einem demokratischen Land sei kein Platz für eine solche Diskriminierung, vor allem, wenn sie zu Todesfällen führe.

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