Der spontan organisierte Marsch folgte offenkundig keiner einstudierten Choreographie. So musste jeder Staatsmann selbst dafür sorgen, dass ihm jene Position zuteil wird, die seiner jeweils wahrgenommenen Weltgeltung entspricht. Dabei galt: Vorne in der Mitte, rund um das Tandem Hollande-Merkel, spielte die Musik.
Dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu reichte es offenkundig nicht, in der zweiten Reihe anzutreten. Dort fand er sich nämlich kurz vor dem Start wieder. Entsprechend suchte er auf den ersten Metern des Marsches sein Glück. Durch beiläufiges Geplauder mit Malis Präsidenten Ibrahim Bobacar Keita, der bei Hollande eingehakt war, und einen abrupten Stopp des französischen Präsidenten in Verbindung mit der Trägheit des restlichen Zuges gelang es Netanjahu, sich unversehens in die erste Reihe vorzuschieben.
Das israelische Fernsehen hatte natürlich den eigenen Premierminister bei seinen Manövern im Visier. Die Kameras fingen somit auch ein, wie er ständig mit erhobenem Arm irgendwelchen Demonstranten auf Dächern oder in den Häusern am Straßenrand zuwinkte, als ob er im offenen Wagen bei einem fröhlichen Staatsbesuch durch jubelnde Massen führe. Etwas später wurde Netanjahu durch den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy wieder etwas abgedrängt. Doch die Position Israels in der ersten Reihe der Honoratioren bei dem Pariser Solidaritätsmarsch war unübersehbar.