Dies sei eine Frage von „Leben und Tod“, sagte Abraham Burg. Sie setze sogar die Gebote für den Sabbat außer Kraft. Lebensrettung entbindet von den Sabbatgesetzen, darunter auch dem Verbot des Autofahrens. Aus unerklärten Gründen hatte sich Burg zu dem Treffen am Samstag fahren lassen, obgleich es in Nazareth Hotels gibt. Autofahren am Sabbat gilt als große Sünde bei orthodoxen Juden wie Burg.
Abraham Burg, 59, ist in Europa bekannt und gerngesehener Gast bei Vorträgen und Talkshows als scharfer Kritiker der israelischen Siedlungspolitik. Er ist der Sohn des Zionistenführers Josef Burg, des Gründers der national-religiösen Siedlerpartei Mafdal. Im Rahmen der eher linksgerichteten Arbeitspartei hatte der junge Burg steile Karriere gemacht. Er war Vorsitzender der Knesset und danach Leiter der Jewish Agency, die jüdische Einwanderung nach Israel organisiert. Jetzt hat er sich der kommunistischen „Hadasch“ angeschlossen, um sie zu einem Zusammenschluss mit der arabisch-nationalistischen „Balad“-Partei und der islamistischen „Ra‘am Ta‘al“-Partei zu bewegen. Ein Zusammenschluss der arabischen Parteien gilt als „überlebensnotwendig“, um überhaupt noch in der nächsten Knesset vertreten zu sein. Im Alleingang dürfte keine der drei arabischen Parteien die von 2 auf 3,25 Prozent angehobene Sperrklausel überwinden können. Noch sei nicht beschlossen, ob sich Burg, der auch Chef der weltweiten zionistischen Bewegung war, über die scharf anti-zionistische „Hadasch“-Partei um ein Mandat in der Knesset bemühen will.
2003 hatte Burg in einem aufsehenerregenden Zeitungsartikel mit dem Zionismus und dem Staat Israel abgerechnet und dessen Untergang aus moralischen Gründen vorhergesagt. Der Artikel wurde in der „New York Times“ unter dem Titel „Das Ende des Zionismus“ und auf Deutsch in der „Süddeutschen Zeitung“ wiedergegeben.