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Christen in Nahost feiern Weihnachten

Im Heiligen Land ist die Geschichte der ganzen Christenheit von ihren ersten Anfängen bis heute präsent. Und wer es richtig anstellt, kann als Besucher einen Monat lang fast täglich in einer anderen Kirche „Weihnachten“ feiern.
Maronitische Christen aus dem Libanon stellen ihre Krippen schon Anfang Dezember auf.
Pater Josef Farde stammt aus dem Libanon und dient jetzt in dem mit Rom unierten maronitischen Patriarchat in Jerusalem. Er betont die „Novaine“, neun Fastentage vor Weihnachten, an denen sich die Gläubigen für eine 30 Minuten andauernde Abendandacht in der Kirche versammeln und auf die Geburt Jesu vorbereiten. Bis zum Weihnachtstag am 25. Dezember wird kein Fleisch gegessen, sondern nur „Grünzeug“, Käse und ähnliches. In dieser Zeit werden maronitische Weihnachtslieder gesungen, die auch schon in der jakobinisch-syrischen Mutterkirche beliebt waren. Während dieser „Novaine“ und eigentlich schon ab Anfang Dezember stellen sich die Familien eine kleine Krippe ins Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum, eine europäische Sitte, werde erst später daneben gestellt. „Wir legen schon die ganze Zeit ein Christuskind in die Krippe, während andere Kirchen erst ab dem 25. Dezember das Jesuskind in die Krippe legen“, erzählt der Pater. Selbstverständlich kennen die Maroniten auch die berühmten Weihnachtsgeschenke für die Kinder und haben zu dem Zweck aus Europa den „Santa Klaus“, den Weihnachtsmann, importiert. Doch manche Gemeinden im Libanon besinnen sich neuerdings auf den christlichen Ursprung des Brauchs, Geschenke zu verteilen, und verbinden die Verteilung der Geschenke mit einem kleinen Krippenspiel. Süß und lecker ist es aber allemal.

„Maghli“, Pater Josefs Weihnachtsspeise

Zutaten: 1/2 Glas Maisstärke, 1 Tasse Puderzucker, 1 Esslöffel Kümmel, 1 Teelöffel Zimtpulver, 1 Teelöffel pulverisierter Anis, 50 g Mandeln, 50 g Kokosraspeln, 50 g Pinienkerne (optional). Am Vortag werden Pinienkerne, Mandeln und Pistazien in getrennten Schalen in kaltem Wasser eingeweicht. Das Wasser zwei- bis dreimal wechseln. In einem Topf in einem Liter Wasser Stärkemehl, Zucker und Gewürze zum Kochen bringen und bei mittlerer Hitze ständig rühren; Hitze reduzieren und weiterkochen, rühren, bis die Konsistenz einer Béchamel-Sauce erreicht ist. Den heißen Pudding in Tassen gießen, abkühlen lassen und in den Kühlschrank stellen. Vor dem Servieren mit Kokosraspeln, Mandeln, Pinienkernen und Pistazien dekorieren.

Aramäische Gebete in Bethlehem

Bei den syrischen Christen in Bethlehem geht es etwas mondäner zu, wie Natalie vom St. Joseph-Kloster erzählt. Der Tag beginnt auf dem Krippenplatz, wo der Patriarch einzieht, begleitet von Pfadfindern mit Trommeln und Fanfaren. Viele Pfadfinder sind Syrer. In der Vorweihnachtszeit üben sie schon fleißig das Spielen der Dudelsäcke, eine relativ junge Tradition aus der Zeit der britischen Herrschaft zwischen 1919 und 1948. Die Familien dekorieren am 24. Dezember ihren Weihnachtsbaum und gehen dann zur Messe in die syrische Kirche. Die Gebetssprache bei den Syrern ist übrigens Aramäisch, die Umgangssprache aus der Zeit Jesu. Danach treffen sich alle im syrischen Restaurant, wo Geschenke ausgetauscht werden. Besondere Speisen sind an Weihnachten nicht vorgesehen. Die Familien bringen Croissants, Kuchen und vor allem Schokolade mit. Sehr beliebt sei auch Maamul, ein mit Dattelpaste gefülltes Gebäck. Dazu wird kräftig getrunken: Wein, Arak (Anisschnaps) und Schokoladenlikör. Abschließend meint Natalie ganz unpolitisch: „Die syrischen Christen lieben das Feuer.“ Denn gegen Mitternacht gebe es noch einen Fackelumzug in Bethlehem.

Mitternachtsmesse beendet Fastenzeit

Zu den ältesten Kirchen zählen die Armenier mit einem eigenen Kalender. Sie feiern ihr Weihnachten erst am 18. Januar. Die Griechisch-Orthodoxen gelten als „Mutter der Kirche“. Die mit Rom unierten Melkiten, Syrer, Armenier und anderen Kirchen haben sich von den alten orthodoxen Gemeinden abgespalten. Als letzte hinzugekommen sind die protestantischen Kirchen mit engen Verbindungen zu ihren Mutterländern, insbesondere England und Deutschland. Wie bei anderen orthodoxen Kirchen steht für die ägyptischen Kopten die Prozession des Patriarchen von Jerusalem nach Bethlehem im Mittelpunkt der Feierlichkeiten, gefolgt von „Riten“ in der Bethlehemer Geburtskirche. Bischoi vom koptischen Patriarchat erzählt, dass „selbstverständlich“ die europäische Tradition des Weihnachtsbaums auch die ägyptischen Christen erreicht habe. Doch es fallen ihm keine besonderen Weihnachtsspeisen ein. Ähnliches sagt Vitirina vom russisch orthodoxen Kloster der Himmelfahrtskirche in Jerusalem. Wie die meisten Orthodoxen feiern die Russen erst am 6. Januar Jesu Geburt. Bis Mitternacht wird gefastet. Die Mitternachtsmesse hat Tradition und ist eine Attraktion, auch für Touristen, wenn ein zweigeteilter Frauenchor „stereo“ russische Weihnachtslieder in der Kirche vorträgt. Von besonderen Speisen zu Weihnachten weiß sie nichts, aber an Ostern – sie ist kaum zu bremsen – gebe es wunderbare Eierspeisen. Für die Russen „viel wichtiger“ sei Silvester oder Neujahr. Die Beschneidung Jesu, acht Tage nach seiner Geburt, wird bei den Russen gemäß des gregorianischen Kalenders gefeiert, also in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar, eine Woche vor der Geburt Jesu.

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