Rivlin sagte bei den Feierlichkeiten, Polen sei der Ort gewesen, der die kreative Seele des jüdischen Volkes genährt habe. So seien in Polen die Schtetl entstanden, Kleinstädte mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil. „Zu unserem Bedauern ist es aber auch der Ort des größten Friedhofes für das jüdische Volk“, ergänzte er mit Bezug auf den Einmarsch der Nazis, die die Juden in Ghettos trieben und in Konzentrationslagern ermordeten. Er erinnerte auch an das 1941 von Polen verübte Pogrom in der Kleinstadt Jedwabne.
Der israelische Staatspräsident erklärte, er vertrete eine Nation, „deren gemeinsame Reise die Gründe des jüdischen und menschlichen Daseins sowie die Untiefen des Bösen berührt“. Selbst bei Juden, die nicht in Polen geboren seien, sorge allein der Name des Landes für Schaudern. Zugleich würdigte Rivlin den Mut der Polen, sich ihrer Geschichte zu stellen und diese aufzuarbeiten.
Erinnerung für eine andere Zukunft
Juden seien aufgrund ihrer Geschichte in Polen bleibend mit dem Land verbunden, fuhr Rivlin laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ fort. Die gemeinsame Geschichte sei aber weit mehr als der Holocaust. „Dies ist kein Holocaust-Museum, sondern ein Museum des Lebens. Es erinnert an das, was war, was nie wieder sein wird, und an die Hoffnung für eine andere Zukunft.“
Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski erklärte, die polnische Geschichte sei nicht zu verstehen ohne den „großartigen Beitrag“ der Juden zur Kultur des Landes. Er erinnerte daran, dass polnische Juden maßgeblich an der Gründung des Staates Israel beteiligt gewesen waren. Heute sprächen mehr als die Hälfte der Knesset-Abgeordneten Polnisch.
Das mittelalterliche Polen war als einer der tolerantesten Staaten in Mitteleuropa die Heimat für eine der größten jüdischen Gemeinden der Welt. Das gilt auch für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten in Polen rund 3,3 Millionen Juden. Die Nationalsozialisten ermordeten 90 Prozent der polnischen Juden. Heute zählen die jüdischen Gemeinden in Polen insgesamt bis zu 12.000 Mitglieder.
Das Museum zeigt die Geschichte der polnischen Juden in acht Galerien, die jeweils ein eigenes Kapitel dieser Geschichte darstellen. Die Idee für das Museum entstand bereits 1995. Im Jahr 2006 wurde zunächst ein Ausstellungspavillon an dem Ort errichtet, wo das spätere Museum stehen sollte. Der Baubeginn für das Museumsgebäude auf dem Gebiet des früheren Warschauer Ghettos erfolgte 2007.
Seinen Betrieb hat das Museum bereits am 19. April 2013 zum 70. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto aufgenommen. Mit der nun erfolgten Großeröffnung wurde die Dauerausstellung eingeweiht.