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Spiel mit der Angst: Die kulturellen Boykottversuche der BDS

Wer in Israel ein Konzert geben will und deshalb eine Morddrohung erhält, überlegt sich seinen Auftritt noch einmal. Paul McCartney ließ sich davon nicht einschüchtern. Ebenso wenig Madonna und Elton John – auch sie erhielten Drohungen von einer Bewegung, die Israel als „Apartheid-Staat“ bezeichnet.
Der ehemalige „Beatles“-Sänger Paul McCartney ließ sich durch Drohungen eines Hasspredigers nicht vom Auftritt in Israel abhalten.

Es fängt ganz harmlos an. Beispielsweise mit einer freundlichen E-Mail, wie sie die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ zitiert: „Liebe Alicia Keys, wir sind israelische Bürger, die gegen Israels anhaltende Verdrängung und Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch militärische Besatzung und Apartheidpolitik opponieren.“ Reagiert der Adressat nicht auf diese Mail, folgt eine zweite. Sie fordert den Künstler auf, Israels Politik nicht durch seinen öffentlichen Auftritt zu unterstützen. Immer noch ist der Tonfall höflich. Doch wenn der Adressat auch dieser Aufforderung nicht nachkommt, wird er bald Opfer einer unschönen Kampagne. Anonyme Drohungen treffen ein. Im Netz wird die eigene Person diffamiert. Manchmal gibt es sogar Morddrohungen, wie im Falle des Musikers Paul McCartney.
Auch wenn bis jetzt nur Paul McCartney um sein Leben fürchten musste, erhielten auch andere Künstler ernsthafte Drohungen, unter anderem die „Rolling Stones“, Sängerin Alicia Keys, die „Pet Shop Boys“ oder Elton John. Die Liste ließe sich fortführen. Über die Drohungen berichteten unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ oder der britische „Guardian“. Die „Pet Shop Boys“ informierten ihre Fans via Facebook über die Angriffe.

Drohungen schon seit 2004

Nach Medienberichten steckt hinter den Drohungen und Aufforderungen die Anti-Israel-Bewegung „Boykotte, Desinvestitionen, Sanktionen“, kurz: BDS. Sie boykottiert Israel auf kultureller und akademischer Ebene. Außerdem fordert sie wirtschaftliche Sanktionen gegen Israel, den Boykott israelischer Produkte oder auch die Rücknahme von Aktien oder finanziellen Investitionen in Unternehmen, die angeblich „gegen internationales Gesetz und palästinensische Rechte verstoßen“.
Im Jahr 2004 forderte die „Palästinensische Kampagne für akademischen und kulturellen Boykott gegen Israel“ (PACBI) in Ramallah zum ersten Mal dazu auf, alle israelischen akademischen und kulturellen Einrichtungen international zu boykottieren. Die PACBI ist Teil der BDS-Bewegung. Wer die Initiatoren und Verantwortlichen der Gruppe sind, lässt sich kaum feststellen. Die Drohungen treffen anonym ein, auch auf der Webseite der Gruppe tauchen keine Namen oder Kontaktdaten auf. Finanzielle Unterstützung erhält BDS jedoch von verschiedenen Organisationen, unter anderem die Diakonie, „Brot für die Welt“ oder „Christian Aid“.
Bekannt ist, dass auch einige Künstler, darunter Pink Floyd-Sänger Roger Waters und Sängerin Annie Lennox, die Kampagne unterstützen und ihre Musikerkollegen auffordern, es ebenso zu tun. So begründete Sänger Elvis Costello seine Konzertabsage damit, Israel würde die Palästinenser „einschüchtern und demütigen“. Soulsänger Stevie Wonder sagte einen Auftritt bei der Gala „Freunde der israelischen Armee“ ab, weil er diesen mit seiner Aufgabe als Friedensbotschafter der UN für nicht vereinbar hielt.
BDS sagt über sich selbst: „Wir sind dagegen, Juden zu boykottieren, weil sie Juden sind, oder Firmen, weil sie in jüdischem Besitz sind. Wir sind nur gegen die israelische Besatzung.“ Ihre Aktionen zielten darauf, „weltweit umfangreich und dauerhaft alle israelischen akademischen und kulturellen Einrichtungen als Beitrag im Kampf für ein Ende der israelischen Besatzung, der Kolonisierung und des Apartheidsystems zu boykottieren“.
Einige Künstler beugten sich den Drohungen – vermutlich aus Angst oder weil sie einen Image-Schaden befürchteten. Viele andere stellen sich aber auch auf die Seite Israels. So sagte Elton John bei seinem Konzert 2010 in Ramat Gan: „Die werden mich nicht davon abhalten, hierher zu kommen. Musiker verbreiten Liebe und Frieden und bringen Menschen zusammen.“ Mick Jagger begrüßte beim Auftritt seiner Band „Rolling Stones“ im Juni dieses Jahres seine Fans gar in der Landessprache Hebräisch. Auch Alicia Keys ließ sich nicht beirren. „Musik ist eine universelle Sprache, die Zuhörer in Frieden und Liebe verbinden soll“, sagte sie gegenüber der Zeitung „New York Times“.

Madonna: „Wir sind alle ein Volk“

Die „Pet Shop Boys“ lehnen den Vergleich von Israel mit dem Apartheidstaat ausdrücklich ab. „Es ist eine Karikatur. In der Apartheid-Ära in Südafrika konnten Künstler nur vor ausgewähltem Publikum spielen. In Israel kann jeder, der ein Ticket kauft, auch ein Konzert besuchen“, schrieb Sänger Neil Tennant auf der Facebook-Seite der Band. Für Israelis entspricht diese Aussage zwar der Wahrheit, die Grenzen zu den Palästinensern ins Westjordanland oder in den Gazastreifen überwinden Konzerte in Israel jedoch selten.
Auch Popstar Madonna ließ sich von Drohungen nicht beeinflussen. Sie habe sich aus einem „ganz besonderen und wichtigen Grund“ dafür entschieden, ihre Tournee in Israel zu beginnen, sagte sie im Jahr 2012 im Stadion von Ramat Gan. Wenn es im Nahen Osten Frieden gebe, könne es überall auf der Welt Frieden geben. Sie setze sich für diesen Frieden ein, sagte Madonna. „Egal, ob du Moslem, Christ, Atheist, homosexuell, Schwarzer oder Asiate bist, wir sind alle ein Volk. Unser Blut hat dieselbe Farbe und wir alle wollen lieben und geliebt werden“, zitierte sie die Onlinezeitung „Times of Israel“.

McCartney: „Wir werden uns wiedersehen“

Ebenso wie Madonna ignorierte auch Lady Gaga die Aufforderungen, ihr Konzert im September dieses Jahres abzusagen. Eine Online-Petition mit über 1.300 Unterschriften habe den Popstar von ihrer Reise nach Israel abhalten wollen, berichtete die Zeitung „Jerusalem Post“. Vor ihrem Auftritt in Tel Aviv ließ Gaga ihre Fans durch eine Videobotschaft wissen, dass das Konzert wie geplant stattfinden werde. „Schalom Israel, ich freue mich so sehr darauf, mit meiner neuen Tour in Tel Aviv aufzutreten“, sagte sie darin.
Paul McCartney ließ sich trotz der Ernsthaftigkeit der Situation nicht beirren. „Jedes große Ereignis bringt einige Sorgen mit sich“, kommentierte der ehemalige „Beatles“-Sänger. Seine Drohung erhielt er von dem islamischen Hassprediger Omar Bakiri, der McCartney zum Feind aller Muslime erklärt hatte. Der Sänger entgegnete, er habe ein gutes Team, das für seine Sicherheit sorge. Die Mehrheit der Menschen wisse zudem, dass er eine Botschaft des Friedens vertrete. Er gab sein Konzert im September 2008 in Tel Aviv. Rund 45.000 Fans kamen. McCartney verabschiedete sich mit den Worten: „Wir werden uns wiedersehen.“

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Eine Antwort

  1. Also das schlägt doch dem Fass den Boden aus, wie hier Künstler psychologisch unter Druck gesetzt werden , um nicht in Israel aufzutreten Ist ja wie im 3. Reich.

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