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Wie eine jüdische Israelin ausgeschlossen wurde

RAMALLAH (inn) – Die palästinensische Universität Bir Seit hat die „Ha‘aretz“-Reporterin Amira Hass aus einer Veranstaltung ausgeschlossen, weil sie „jüdische Israelin“ ist. Die Leitung der Universität verurteilte den Schritt ebenso wie ein arabisch-israelischer Abgeordneter.
Wurde von Palästinensern ausgeschlossen und zeigt Verständnis dafür: „Ha'aretz“-Journalistin Amira Hass.

Amira Hass, die in ihren Artikeln für die palästinensische Sache eintritt, suchte am 23. September die Bir Seit-Universität in Ramallah auf. Dort fand die internationale Konferenz „Alternativen zur neoliberalen Entwicklung in den besetzten palästinensischen Gebieten – Kritische Perspektiven“ statt. Doch kurz nach Beginn baten die Veranstalter die Journalistin, den Campus zu verlassen: Jüdische Israelis seien nicht erwünscht. Grundlage für den Ausschluss sei ein Universitäts-Gesetz, das es jüdischen Israelis verbietet, den Campus zu betreten.
Die Konferenz wurde mitfinanziert von der deutschen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Darüber hinaus hatte die Organisation die „geschätzte Genossin“ Amira Hass zu der Veranstaltung eigens eingeladen. Im Vorfeld habe die Stiftung nichts von dem Gesetz gewusst, hieß es später in einer Stellungnahme. Sie distanziere sich von jeglicher Form von Diskriminierung.

Verständnis und Kritik

Hass selber schrieb im Anschluss an den Vorfall, sie habe Verständnis für den Ausschluss. Es sei ein „emotionales Bedürfnis der Palästinenser“, einen „sicheren Raum“ zu haben. „Wenn ich von dem Gesetz gewusst hätte, wäre ich nicht gekommen.“ Sie hätte sich nur gewünscht, dass man ihr offen sage, dass das Gesetz unterschiedlos für alle Juden aus Israel gelte, „dass es nur einen Platz für israelische Juden gibt: draußen“.
In ihrem Artikel wundert sich Hass über Palästinenser, die sich für den Ausschluss bei ihr entschuldigt haben. Auch die Universitätsleitung bemühte sich um eine Erklärung. Die Hochschule unterscheide nur zwischen Freunden und Feinden des palästinensischen Volkes. In diesem Sinne habe sie nichts gegen eine Zusammenarbeit mit Hass.
Kritik kam auch von politischer Seite: Der arabische Knesset-Abgeordnete Ahmad Tibi sprach von einem „blinden Verhalten“, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“. Tibi forderte mehr Augenmaß. „Die Artikel und Reportagen, die Hass für ‚Ha‘aretz‘ verfasst hat, sind wertvoller und weitaus wichtiger als die übertriebene Sorge einer kleinen Gruppe, die sie (Hass) beleidigt hat und in jedem Fall die Leitung der Universität beleidigt hat.“

Kritik am Universitätssytem

Der Journalist Matthew Kalman kritisierte in einem Beitrag für „Ha‘aretz“ den Ausschluss. Mit dieser „Besessenheit mit Politik“ erweise die Universität ihren Studenten einen Bärendienst. Es zeige auch, dass die Bildungseinrichtung nicht der Ort der intellektuellen Freiheit sei. Die Universität, ursprünglich eine Gründung der Israelis, sei zwar intellektuelles Kraftwerk des palästinensischen Widerstandes, habe sich aber nicht weiterentwickelt zu einem Motor palästinensischer Staatlichkeit.
Wesentlich für diese Staatlichkeit sei die Vermittlung kritischen Denkens. Dies geschehe an palästinensischen Universitäten jedoch nicht. So erhielten Studenten gute Noten, wenn sie die Meinung ihrer Professoren bestätigten, anstatt sie herauszufordern. „Wenn Bir Seit und andere Universitäten weniger dafür täten, ihren Studenten eine intellektuelle Zwangsjacke anzuziehen, und mehr Zeit damit verbrächten, sie kritisches und unabhängiges Denken zu lehren, würde die palästinensische Zukunft viel heller scheinen.“

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