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Enthaupteter Journalist besaß israelischen Pass

JERUSALEM (inn) – Der von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) hingerichtete US-amerikanische Journalist Steven Sotloff war auch israelischer Staatsbürger. Das hat das israelische Außenministerium am Mittwoch bekannt gegeben.
Das am Dienstag veröffentlichte Video soll die Hinrichtung Sotloffs durch den IS zeigen.

Sotloff war am 4. August 2013 in Syrien entführt worden. Bekannt wurde dies aber erst im August 2014, als ein Video veröffentlicht wurde, in dem der US-amerikanische Journalist James Foley enthauptet wurde. In dem Video wird auch die Hinrichtung Sotloffs angedroht. Am Dienstag veröffentlichte IS ein Video, auf dem die Enthauptung Sotloffs zu sehen war. Das US-amerikanische Außenministerium bestätigte die Echtheit der Aufnahme.
Einen Tag nach der Veröffentlichung erklärte das israelische Außenministerium, Sotloff sei in Besitz eines israelischen Passes gewesen. Laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ lebte der 31-Jährige auch für kurze Zeit in Israel. Dort studierte er in Herzlija am Interdisciplinary Center (IDH), der ersten privaten Hochschule Israels.

Jüdische Wurzeln

Bereits zuvor war bekannt, dass Sotloff jüdischer Herkunft ist. Er wuchs in Miami auf und besuchte dort eine jüdische Tagesschule. Als freier Journalist schrieb er unter anderem für die US-amerikanischen Magazine „Time“ und „Foreign Policy“ sowie für die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“. Dabei war er häufig in den Ländern des Nahen Ostens unterwegs, unter anderem in Ägypten, im Jemen und schließlich in Syrien – in Ländern also, in die Israelis nicht einreisen dürfen.
In der Gefangenschaft habe Sotloff seine jüdische Identität geheim gehalten, berichtet ein früherer Mitgefangener gegenüber der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Dennoch habe er es geschafft, zum jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur zu fasten – indem er vorgab, ihm sei schlecht und er wolle nichts essen. Insgeheim habe er auch in Richtung Jerusalem gebetet. Dabei habe er sich an der Gebetsrichtung der Islamisten orientiert, die nach Medina hin beten, und seine Gebetshaltung entsprechend angepasst.
Der amerikanisch-israelische Journalist Oren Kessler, der heute in London lebt, erzählte gegenüber dem Nachrichtenportal „Times of Israel“ von einer langen schriftlichen Freundschaft mit Sotloff. Einen Tag vor seiner Einreise nach Syrien von der Türkei aus hätten sie noch kommuniziert. Sotloff sei sich der Gefahren bewusst gewesen. Am Tag darauf sei er dann in Aleppo entführt und ein Jahr lang in Rakka von islamistischen Rebellen festgehalten worden. Kessler hatte im Rahmen der „Brieffreundschaft“ mit Sotloff einmal gefragt, wie er denn im Falle einer Entführung reagieren wolle. Sotloff soll geantwortet haben: „Dann sollen die mich halt zum Islam konvertieren.“

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