Nach Angaben der israelischen Armee erhob niemand auf palästinensischer Seite Anspruch auf das Gebiet. Diejenigen, die dagegen sind, könnten jedoch noch innerhalb der nächsten Tage gegen den Schritt Einspruch einlegen. Das berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Die Siedlung Gva‘ot liegt im Westen des Siedlungsblockes Gusch Etzion westlich von Bethlehem. Die Ortschaft war ursprünglich ein Militär-Außenposten, ab 1997 etablierte die Armee dort das Jeschiwat-Hesder-Programm, das Militärdienst mit Talmud-Studien verbindet. Mit der Zeit entwickelte sich die Ortschaft zu einem Wohnort. Der israelische Staat erkannte die Siedlung aber nicht an, da der Ausbau ohne Genehmigung erfolgte.
Die Debatte, ob Gva‘ot anerkannt werden soll, wird etwa seit dem Jahr 2000 geführt. Für die nun erfolgte Deklaration gab die Armee selbst keine Gründe an. Der Vorsitzende des Siedlungsblockes Gusch Etzion, Davidi Perl, verwies jedoch auf die Entführung und Ermordung der drei israelischen Jugendlichen. „Die Ermordung der drei Teenager sollte Angst in unsere Herzen streuen, aber unsere Antwort ist die Stärkung der Siedlung und die Bautätigkeit sowohl innerhalb der Siedlungsblöcke als auch außerhalb von ihnen.“
USA: Schritt kontraproduktiv
Die palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi, die dem Exekutivkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) angehört, kritisierte den Schritt. Dieser zeige „Israels Absicht, jegliche palästinensische Präsenz im Westjordanland auszulöschen und eine Ein-Staaten-Lösung durchzusetzen“, teilte Aschrawi laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ mit.
Die Organisation „Peace Now“ erklärte in einer Stellungnahme, die Deklaration sei die größte Gebietserweiterung Israels seit den 1980er Jahren. Der Schritt sei ein Zeichen dafür, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu kein Interesse an einer diplomatischen Lösung des Nahost-Konfliktes habe.
Kritik erreichte die israelische Regierung auch aus den USA. Die Einverleibung des Gebietes sei „kontraproduktiv“ für eine Zwei-Staaten-Lösung. Das US-Außenministerium forderte Israel auf, den Schritt rückgängig zu machen.