In sein System hat Gold vollstes Vertrauen: „Ich würde nie sagen, dass ich nicht im Schutzraum war. Es können Raketenteile herunterfallen oder Fensterscheiben zerbrechen und ich will der Hamas nicht die Befriedigung geben, jemanden verletzt zu haben. Aber ehrlich gesagt, ich vertraue meinem System komplett“, sagte der Israeli in dem Gespräch. Zugleich warnt er davor, sich ausschließlich auf das System zu verlassen. Da nicht immer alle Regionen geschützt seien, gelte es, sich an die offiziellen Sicherheitsanweisungen zu halten.
Gegenüber „Focus Online“ erklärt Gold, wie die „Eisenkuppel“ funktioniert: „Das System besteht aus drei Teilen: dem ‚Kopf‘, der ‚Hand‘ und den ‚Augen‘. Der Kopf, also das Rechnersystem, beobachtet die ganze Zeit den Himmel. Wenn eine Rakete kommt, wird berechnet, wo sie gestartet wurde, welche Rakete es ist, mit welcher Rakete geantwortet werden muss und wie die Flugbahn ist. Das System ist intelligent: wenn die Rakete nicht im bewohnten Gebiet einschlägt, sondern auf dem offenen Feld oder im Meer, wird nicht reagiert.“ Laut Gold steht der „Kopf“ geografisch nicht neben der Batterie – also der Maschine, die die Abwehrrakete schickt. Die „Hand“, also der Auslöser, stehe noch einmal ganz woanders. Die Abwehrraketen selbst hätten ebenfalls „Augen“: „Sie wissen, wann sie sich drehen müssen, um eine Flugbahn einzuhalten und die feindliche Rakete so zu treffen und zu zerstören, dass es außerhalb von Städten und Industriegebieten passiert.“
Die Idee für seine Erfindung hatte Gold im Jahr 2004. Damals war er Leiter der Forschungsabteilung im israelischen Verteidigungsministerium. Unterstützung für die Entwicklung eines Abwehrsystems fand er zunächst nicht: „Mir hat niemand geglaubt, dass so etwas funktionieren kann. Bis in die höchsten politischen Ränge, und ich meine wirklich die allerhöchsten, habe ich nur Absagen bekommen. Alle haben gesagt, dass das technisch nicht möglich ist. Aber ich war überzeugt: Das kann funktionieren. Israel ist eine Start-Up-Nation. Wir machen Dinge möglich.“ Am Ende konnte Gold doch auf das Budget des Verteidigungsministeriums zurückgreifen und mit der Entwicklung beginnen. Anfang 2011 wurde die erste Batterie ausgeliefert.
Den Schutz seiner Bürger lässt sich der Staat etwas kosten. Eine Abwehrrakete kostet mindestens 50.000 Dollar. „Dafür funktioniert die Wirtschaft in Israel weitgehend ungestört, die Menschen können zur Arbeit gehen und es werden natürlich vor allem Menschenleben gerettet“, betont Gold. „Iron Dome“ verzögere oder verhindere zudem einen offenen Krieg. „Wenn man all das bedenkt, sprechen wir hier nicht von viel Geld.“
Sein nächstes Projekt bleibt ein Geheimnis. Gegenüber „Focus Online“ verrät Gold jedoch: „Ich sage nur die Stichworte Mobil und Cyber.“
Das vollständige Interview finden Sie hier: http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/exklusiv-interview-mit-dem-erfinder-des-iron-dome-dr-dr-daniel-gold-ich-habe-100-vertrauen-in-mein-system_id_4026894.html
Aktuell sind neun der mobilen Abwehrsystem in Israel stationiert. Eine Batterie kann ein Gebiet von rund 150 Quadratkilometern sichern. Seit seinem Einsatz im Jahr 2011 hat „Iron Dome“ mehr als 1.000 Raketen abgefangen – diese wären sonst in bewohntem Gebiet niedergegangen. Die Trefferquote liegt bei über 90 Prozent.