Will die Hamas durch die Eskalation ihre Isolation durchbrechen? In Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien wird sie mittlerweile als Staatsfeind verfolgt. Oder musste sie angesichts des Erfolgs noch radikalerer Islamisten in Syrien und dem Irak beweisen, dass sie nicht abgewirtschaftet hat? Immerhin beweist der „arabische Frühling“: Die Zukunft gehört den Radikalen, auch in der Palästinensischen Autonomie. Als Erklärung des momentanen Raketenkonflikts käme noch in Frage, dass der militärische Arm der Hamas seiner politischen Führung aus der Kandare gelaufen ist. Logisch erklärbar ist jedenfalls nicht, was die Hamas gewinnt, wenn sie Raketen auf zivile Zentren in Israel schießt. Oder hofft sie doch, durch tote Palästinenser die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zurückzugewinnen?
Was Israel auf der anderen Seite will, ist dagegen gut nachvollziehbar: Dass der Raketenhagel endlich aufhört! Israels Bürger fordern, der radikal-islamischen Hamas die Fähigkeit zu nehmen, Raketen abzuschießen. Waffenstillstände bringen höchstens ein bis drei Jahre Ruhe, bevor es zu neuen Eskalationen kommt. Das zeigen die vergangenen Jahre.
Das Rezept „Land für Frieden“ hat sich als wertlos erwiesen. Aus allen Gebieten, die Israel um eines Friedens willen abgegeben hat, wurde es in jüngster Zeit mit Raketen beschossen. Von Eilat am Roten Meer bis Naharija an der Nordgrenze zum Libanon trieb Raketenalarm die Bewohner in die Bunker.
Israel tut alles, um seine Zivilbevölkerung zu schützen und ist dabei erstaunlich erfolgreich. Die Disziplin der Israelis, die Voraussicht ihrer Politiker und der technische Fortschritt haben dazu geführt, dass Zigtausende Raketen erstaunlich wenigen Israelis an Leib und Leben Schaden zufügen konnten.
Gleichzeitig scheint die Rechnung der Hamas, die palästinensische Zivilbevölkerung als Schutzschild und tote Palästinenser als Propagandamittel einzusetzen, immer weniger aufzugehen. So makaber das klingt, aber die Totenzahlen spiegeln bei näherem Hinsehen die unterschiedliche Zielsetzung der Konfliktgegner wider. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat nicht ganz Unrecht, wenn er erklärt: „Wir schützen unsere Zivilisten durch Raketen. Die Hamas schützt ihre Raketen durch Zivilisten.“
Palästinenser könnten Brückenfunktion einnehmen
Der amerikanische Beobachter Jeffrey Goldberg stellt die Frage: Was wäre, wenn den Palästinensern das Wohl des eigenen Volkes wichtiger wäre, als die Zerstörung des jüdischen Staates? Wenn sie heute ihren Beschuss Israels einstellten, würde morgen die letzte israelische Rakete auf Gaza fallen. Wenn die Palästinenser mit ihrer antisemitischen Hetze aufhörten, ihr nach allen Maßstäben illegales Raketenarsenal vernichteten und sich dem Aufbau eines eigenen Staatswesens widmeten, hätte Israel keinen Grund mehr, den Gazastreifen abzuriegeln.
Historisch gesehen ist die Blockade des Gazastreifens tatsächlich eine Reaktion auf palästinensische Aggression und nicht umgekehrt der palästinensische Terror eine Antwort auf die Abriegelung. Jede Rakete, die in den Gazastreifen geschmuggelt wurde und jetzt in Israel einschlägt, beweist das.
Anstatt sich ihre arabischen und jüdischen Nachbarn zu Feinden zu machen, könnten die Palästinenser eine Brückenfunktion zwischen Orient und Okzident wahrnehmen. Dass der Aufbau eines Staatswesens unter schwierigen Bedingungen möglich ist, machen ihnen nicht nur aktuell die Kurden vor. Das hätten sie schon von den Juden lernen können.