In dem Gespräch mit Hussein Abu Chdeir sagte Peres laut einer Mitteilung aus seinem Büro: „Ich weiß, was Sie und Ihre Familie durchmachen. Ich bin voller Scham und nehme Anteil an Ihrer Trauer und an der Trauer der Mutter. Muhammad war ein blühender Setzling, der in jungem Alter gepflückt wurde.“ Er schäme sich im Namen seines Volkes.
Der trauernde Vater dankte dem Staatsoberhaupt und forderte: „Man braucht Gerechtigkeit von einem echten Gericht.“ Peres versicherte, dass der Gerechtigkeit Genüge getan würde. „Wir alle sind gegen Verbrecher und Mörder, und wie Sie will ich Gerechtigkeit, und zwar völlige Gerechtigkeit.“ Er ergänzte: „Zu meinem Bedauern gibt es keinen Trost für Mütter, aber es wird auch keine Verzeihung für die Mörder geben. Die Mörder müssen ihre Strafe bekommen, und den Mord muss man an der Wurzel ausreißen. Man muss die Trauerzelte in Friedenszelte verwandeln.“
Zuvor hatte Peres auf einer Konferenz in seiner Residenz den Mord an dem jungen Araber verurteilt. Israel werde keine terroristischen Aktivitäten aus nationalistischen Motiven dulden, egal, von welcher Seite sie kämen. Der scheidende Staatspräsident bescheinigte Israel eine akute moralische Krise. „Wir haben nicht geglaubt, dass ein verabscheuungswürdiges und so brutales Verbrechen in unserem Volk geschehen könnte – wir dürfen mit so etwas nicht leben. Wir befinden uns im Herzen einer äußerst tiefen kriminellen und moralischen Krise, die wir sehr ernst nehmen müssen.“
Der Friedensnobelpreisträger fuhr fort: „Es gibt zur Zeit zwei Trauerzelte, eines von jüdischen Müttern und Vätern, und ein Trauerzelt von einem arabischen Vater und einer arabischen Mutter. Die Träne einer Mutter hat keine Farbe – jedes Mal, wenn die Träne einer Mutter wegen des Mordes an ihrem Sohn fließt, wird die Welt nicht schweigen. Es gibt keinen Trost für einen Vater, der sah, dass der Setzling, den er gepflegt hat, verbrannt wurde.“ Peres sprach auf der Veranstaltung „Junge Wissenschaftler und Erfinder“.
Israelische Mutter: „Wir teilen den Schmerz von Muhammads Eltern“
Unterdessen kondolierte Rachel Frankel, die Mutter des ermordeten Israelis Naftali Frankel, der Familie Abu Chdeir. „Selbst im Abgrund der Trauer um Gil-Ad, Ejal und Naftali kann ich nur schwer beschreiben, wie erschüttert wir über die Gräueltat sind, die in Jerusalem verübt wurde“, sagte sie am Montagabend gemäß der Online-Zeitung „Times of Israel“. „Da wurde unschuldiges Blut vergossen, unter Missachtung jeglicher Moral, der Torah, der Lebensgrundlage unserer Jungen und von uns allen in diesem Land.“
Die Mutter fügte hinzu: „Nur die Mörder unserer Söhne, zusammen mit denen, die sie losgeschickt haben und denen, die ihnen geholfen und sie zum Mord aufgehetzt haben – und nicht unschuldige Leute – werden vor Gericht gestellt: durch die Armee, die Polizei und die Justiz; nicht durch eine Bürgerwehr. Keine Mutter und kein Vater sollte jemals das durchmachen, was wir durchmachen, und wir teilen den Schmerz von Muhammads Eltern.“
Misstrauen gegenüber der Justiz
Muhammads Mutter Suha Abu Chdeir begrüßte derweil die Nachrichten über die Festnahme von sechs jüdischen Jugendlichen. Drei von ihnen haben den Mord an ihrem Sohn gestanden und nachgestellt (Israelnetz berichtete). Allerdings habe sie wenig Vertrauen in das israelische Justizsystem: „Ich habe keinen Frieden in meinem Herzen. Selbst wenn sie diejenigen gefasst haben, die nach ihren Angaben meinen Sohn getötet haben. Sie werden ihnen nur Fragen stellen und sie dann freilassen. Was bringt‘s?“