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Facebook als Waffe

JERUSALEM (inn) – Soziale Netzwerke stellen die israelische Armee vor eine enorme Herausforderung. In Sekundenschnelle verbreiten dort Nutzer wahre und falsche Nachrichten. Das wurde auch durch die Entführung dreier jüdischer Schüler deutlich.
Auch in der Freizeit müssen Angehörige der israelischen Armee darauf achten, wem sie was mitteilen.

Die Nachricht von den drei seit Donnerstagabend vermissten Jugendlichen war in der Öffentlichkeit weitgehend bekannt, „bevor noch die Erkennungsmelodie der Nachrichtensendungen zu hören war“, heißt es in einer Mitteilung des Militärs. „Am Freitagnachmittag, als die Übertragungen unterbrochen wurden und die Studios begannen, über die Entführung zu berichten, waren nur wenige der Zuschauer überrascht.“
Doch von Anfang an erhielten User über soziale Netzwerke und den Kurznachrichtendienst WhatsApp nicht nur seriöse Informationen. Radikale Vertreter nutzten diese Möglichkeiten gegen den Staat Israel und die israelische Armee, sagte Militärsprecher Moti Almos. „Unsere Feinde haben es geschafft, zu verstehen, dass man auf diesem Gebiet viele Informationen sammeln kann, und nach unserem Verständnis sind sie gut darin.“

Verwirrende Gerüchte

Im Zusammenhang mit der Entführung wurden besonders viele Gerüchte auf digitalem Wege in die Welt gesetzt. Jene Mitteilungen verwirrten Armeeangehörige im Dienst, die sie über ihre Smartphones erhielten. „Die Gerüchte, die über WhatsApp verbreitet wurden, haben Verwirrung und Unsicherheit unter den Soldaten angerichtet, und eine Aktion von Durchsuchungen rund um die Uhr“, erläuterte ein Oberstleutnant vom Planungsrat für Informationssicherheit. „Zum Beispiel gab es Soldaten, die die gefälschte Nachricht von einer Rettung der Entführten erhielten – und nicht begriffen, warum man sie trotzdem springen ließ.“
Über die sozialen Netzwerke verbreiteten sich Informationen schnell und teilweise ohne Kontrolle. „Was macht ein Soldat, wenn er seine Aktivitäten beendet? Er schaut auf Facebook“, sagte der Oberstleutnant. Ob Informationen, die er auf diese Weise erhält, schädlich oder harmlos, glaubwürdig oder verlogen sind, könne der Armeeangehörige erst einmal nicht feststellen.
Der ranghohe Mitarbeiter des Planungsrates rät Soldaten, keine Kettennachrichten zu verbreiten. „Noch mehr als das – sie müssen die Nachricht löschen, wenn sie eintrifft. Wenn beim nächsten Mal Mitteilungen empfindliche Informationen enthalten, kann ihre Verbreitung die militärischen Aktivitäten stören.“ Er ergänzte: „Zum Beispiel beschäftigen sich die Truppen jetzt vor allem mit Festnahmen. Wenn ein Soldat das Ziel der Festnahme über WhatsApp verschickt, kann der Gesuchte im guten Fall uns entkommen und im schlechten Fall einen Sprengsatz legen, der dann auf die Truppen wartet.“
Der Planungsrat für Informationssicherheit überwacht seit dem vergangenen Jahr regelmäßig die Facebookprofile von Soldaten. Seitdem ist die Zahl der Fälle, in denen vertrauliche Nachrichten verbreitet wurden, um über 50 Prozent zurückgegangen. Die Tage seit der Entführung haben gezeigt, dass die Soldaten generell die Bedrohung kennen und sich weitestgehend an die Anordnungen der Armee halten.

Vorsicht: Feindliche Likes!

Um Aufklärung bemüht sich das Militär vor allem durch Kampagnen wie „Der Feind hat Dich gelikt“. Sie begann am 11. Juni. Ein fiktiver Nutzer reagiert dabei in arabischer Sprache auf Einträge von Soldaten in den Netzwerken Instagram und Facebook. „Wenn der neugierige Soldat die Antwort im Internet übersetzte, erhielt er den Satz: ‚Wie wir Euch beobachten, so tut es auch der Feind‘ – vom Planungsrat für Informationssicherheit“, schilderte der Oberstleutnant die Methode.
Vor einem Jahr hatte die Armee Social-Media-Richtlinien für Offiziere und Soldaten eingeführt (Israelnetz berichtete).

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