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Forstwirtschaft in Israel

Eine Israelreise im Frühjahr 2010, die verheerenden Brände auf dem Karmel im Winter desselben Jahres und eine große Liebe zum Land der Bibel haben Karel Kána aus Breclav in der Tschechischen Republik auf die Idee gebracht: „Da kann ich helfen!“ – Mit Unterstützung seines Bischofs und seiner „Apostolischen Kirche“ hat er sich daran gemacht, etwas für die verbrannten Wälder in Israel zu tun.
Der Wald in Israel dient vor allem dem Bodenschutz, dem Klima, der Umwelt, aber auch der Erholung.

So hat der studierte Forstwirt und Pastor mit seinem Team nicht nur eine Motorsäge ins Land der Bibel gebracht und große Waldflächen gelichtet, sondern auch das Vertrauen und die Zuneigung seiner israelischen Kollegen gewonnen. Krista Gerloff hat seinen Vergleich der tschechischen mit der israelischen Forstwirtschaft ins Deutsche übersetzt:
Forstwirtschaft, wie wir sie in Europa kennen, unterscheidet sich wesentlich vom israelischen Forstwesen. Auf den ersten Blick mag ein israelischer Kiefernwald an Kiefernbewuchs in Deutschland oder Tschechien erinnern. Doch nur für einen oberflächlichen Beobachter. Der Hauptunterschied liegt in der Zielsetzung der Forstwirtschaft. In Europa spielt der wirtschaftliche Faktor die Hauptrolle. Ziel des israelischen Forstwesens sind andere Funktionen des Waldes, etwa die Erholung, der Bodenschutz, die Umwelt und das Klima.
Einer der ersten Gründe für die Aufforstung des Landes Israel war Ausdruck des neuen Eigentumsverhältnisses zu den Böden, die von arabischen Großgrundbesitzern erworben worden waren. Unter osmanischem Recht, das in der britischen Mandatszeit noch gültig war und bis heute einen entscheidenden Einfluss hat, musste ein Besitzer seinen Boden bewirtschaften, um ihn behalten zu können. Zudem wurden in osmanischer Zeit die Grundsteuern nach Anzahl der Bäume berechnet. Das hatte dazu geführt, dass sehr viel abgeholzt wurde.
Die israelische Forstwirtschaft ist im Vergleich zur europäischen sehr jung. Der üdische Nationalfonds „Keren Kajemeth LeIsrael“ (KKL) hat erst vor etwas mehr als hundert Jahren angefangen, Böden für jüdische Siedler zu erwerben. In Israel bewirtschaftet der KKL nicht nur Felder, sondern auch Wasserquellen und vor allem alle Wälder des Landes. In Europa dagegen gehört der Wald nur teilweise dem Staat. Neben Privatpersonen besitzen vor allem Städte, Gemeinden, Kirchen und Adlige die Wälder.
In Europa werden wertvolle Baumarten bevorzugt, die mit möglichst hohen Stämmen und ohne Äste gezüchtet werden. Die Bäume werden dicht gepflanzt, nicht selten 10.000 Setzlinge pro Hektar im Verschluss von einmal einem Meter. Dadurch werden die Pflanzen gezwungen in die Höhe zu treiben. Im Laufe der Jahre wird ihre Zahl dann reduziert, je nachdem sie in die Höhe wachsen und wie breit ihre Krone wird. Das Holz solcher Bäume besitzt einen großen Wert. Bei richtiger Pflege deckt ein europäischer Wald nicht nur die Ausgaben, sondern erbringt Gewinn.
Der israelische Wald ist licht. Die Bäume haben viele dicke Äste. Ihr Holz ist deswegen qualitativ nicht hochwertig, was aber niemanden stört, da Israel sein Bauholz ohnehin aus dem Ausland importiert.
Der KKL funktioniert deshalb auch nicht wie ein Wirtschaftsbetrieb, sondern wie eine gemeinnützige Organisation. Er sammelt in der ganzen Welt Spenden, vor allem in Amerika und Europa. In den Wald in Israel wird nur so viel investiert, wie etwa in europäische Nationalparks. Die Bäume werden in einem Verschluss von dreimal drei Metern gepflanzt, manchmal noch weiter voneinander entfernt, weshalb sie die Kronen niedrig, wenig oberhalb des Bodens bilden. Im Blick auf die Wasserversorgung entwickeln Bäume, die in größeren Abständen gepflanzt sind, eine geringere Konkurrenz zueinander.
Durch den Wassermangel ist die Forstwirtschaft in Israel sehr eingeschränkt. Im Unterschied zur Landwirtschaft werden die Wälder nicht bewässert. Sie müssen mit etwa 500 Millimetern Niederschlägen pro Jahr auskommen und eine lange Trockenzeit von April bis November überstehen. Im Süden Israels sinkt der Regendurchschnitt auf 30 Millimeter jährlich. Nur wenige Baumarten können solche Bedingungen aushalten.
Auf dem Karmelgebirge im Norden Israels begegnen uns hauptsächlich zwei Kiefernarten – die Pinus halepensis und die Pinus brutia – sowie zwei Eichenarten – die Quercus calliprinos und die Quercus ithaburensis. Die Israelis nennen die Kiefern „Oren Jeruschalmi“ und „Oren brutia“ und die Eichen „Alon Mazui“ und „Alon Tavor“. Außerdem wachsen in den israelischen Wäldern Zypressen, wilde Ölbäume, Johannesbrot- (Ceratonia siliqua) und Erdbeerbäume (Arbutus andrachne), sowie weitere Baumarten der Mittelmeerregion. Eine Fichte oder Buche würde man in Israel vergeblich suchen.
In Baumschulen, die ein sehr hohes Niveau haben, werden verschiedene Arten von Eukalyptus, Zedern, Akazien und viele andere Baum- und Buscharten gezüchtet, die dann in spezifischen, der jeweiligen Baumart entsprechenden, Bedingungen ausgepflanzt werden. In den Wäldern wachsen zudem eine ganze Reihe von stacheligen Büschen, die sehr leicht brennbar und deshalb eher unerwünscht sind.

Hohes Brandrisiko

Waldbrände sind in Israel ein schwerwiegendes Problem. Die Feuergefahr kann man mit Mitteleuropa kaum vergleichen. Dementsprechend sind auch die Forstarbeiter ausgerüstet. Im Norden Israels ist mir kein eigener Holztransporter begegnet. Dafür besitzt der KKL eigene Feuerwehrwagen und geschulte Feuerwehrmannschaften. Es ist schwer zu sagen, ob die KKL-Mitarbeiter eher Waldarbeiter oder Feuerwehrleute sind. Das Brandrisiko ist nicht nur durch Trockenheit und hohe Temperaturen sehr hoch, sondern auch durch Sabotage und Terror. Deswegen richtet man heute brandhemmende Zonen ein, das heißt, die Büsche werden entfernt und gefällte Bäume gehäckselt, damit Feuer keine Nahrung hat.
Im Blick auf die Brandgefahr ist die Artenzusammensetzung des israelischen Waldes eher unglücklich zu nennen. Kiefernwälder sind sehr brandanfällig. Zudem muss eine Kiefer nicht einmal verbrennen. Schon wenn ihre Nadeln durch Brand oder Hitze gelb geworden sind, ist sie zum Sterben verurteilt. Eichen dagegen beinhalten schwer brennbare Öle und treiben von unten her neu aus, selbst wenn sie verbrannt wurden.
Die riesigen Brände auf dem Karmel im Sommer 2010 vernichteten große Flächen von Eichen- und Kiefernwäldern. Ein Jahr später waren die neuen Triebe der Eichen und kleine Kieferbäumchen bereits zehn Zentimeter hoch. Im März 2014 hatten sie dann schon eine Höhe von etwa 70 Zentimetern erreicht.
Da die Kiefernwälder sehr viel größer sind als die von Eichen bewachsenen Flächen, werden sich die Waldbrände wiederholen. Die Frage bei Kiefernwäldern ist nicht, ob ein Brand kommt, sondern wann. Die Lösung dieses Problems ist weder schnell noch billig. Es ist die Aufgabe der nächsten Generationen nach und nach die Baumarten in Israel auszutauschen, statt Kiefernwäldern, Eichenwälder zu pflanzen. Die Zeit nach einem Waldbrand ist dazu besonders gut geeignet.

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