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Die Nacht der Himmelfahrt Muhammads

Der 27. Tag des islamischen Monats Radschab fällt in diesem Jahr auf den 27. Mai. In der vorangehenden Nacht erinnern Muslime an die nächtliche Himmelfahrt Muhammads.
Seit dem 14. Jahrhundert nennen Araber die Westmauer (vorne) „al-Buraq“. Ursprünglich wurde die Südmauer so genannt.

Der Koran beschreibt an zwei Stellen (Sure 81,19-25 und 53,1-21) eine Vision, in der ein göttlicher Bote dem Propheten Muhammad erscheint. In beiden Fällen sieht Muhammad ein himmlisches Wesen nahen, von einer Himmelfahrt ist nicht die Rede. Allerdings trägt die 17. Sure des Koran den Namen „Die Nachtwanderung“ (isra‘).

Der erste Vers lautet: „Gepriesen sei der, der mit seinem Diener bei Nacht von der heiligen Kultstätte nach der fernen Kultstätte, deren Umgebung wir gesegnet haben, reiste, um ihn etwas von unseren Zeichen sehen zu lassen! Er ist der, der alles hört und sieht.“ Um das Ereignis dieser Nachtreise ranken sich unzählige Geschichten. Für die genannte Sure gibt es drei gängige Interpretationsmöglichkeiten.

Die ersten beiden erklären, dass mit dem Diener (arabisch „abd“) der Prophet Muhammad gemeint sei. Alle Ausleger sind sich einig, dass mit der „heiligen Kultstätte“ Mekka gemeint ist. Für die zweite Kultstätte gibt es unterschiedliche Auslegungen: Die „ferne Kultstätte“ heißt auf Arabisch „masdschid al-aqsa“. Nach diesem Ausdruck ist die Al-Aksa-Moschee benannt. Der allerersten muslimischen Interpretation zufolge fuhr hier der Diener (Muhammad) zum Himmel (al-aqsa) auf. Deshalb wird die Sure auch mit einer Reise Muhammads gen Himmel (mi‘radsch) in Verbindung gebracht.

Die zweite Auslegung hat sich in späteren Kommentaren, wahrscheinlich in der Herrscherzeit der Umajjaden, durchgesetzt, also von 41 bis 132 nach der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina. Das entspricht in etwa den Jahren 661 bis 750 des gregorianischen Kalenders. Diese Auslegung sieht in dem entfernten Ort, „al-aqsa“, Jerusalem.

Der Engel und das Flügeltier

Die Überlieferung erzählt Folgendes: Eines Nachts, als Muhammad in der Nähe der Kaaba in Mekka schlief, habe der Engel Gabriel ihn aufgeweckt und zu einem beflügelten Tier namens Buraq geführt. Auf diesem Tier sei Muhammad nach Jerusalem geritten. Auf dem Weg dorthin begegneten ihnen gute und böse Mächte, der Weg führte sie über Hebron und Bethlehem. In Jerusalem trafen sie Abraham, Mose und Jesus. Muhammad verrichtete das Gebet mit ihnen, wobei er als Imam, als liturgischer Leiter, fungierte.

Die dritte Interpretation besagt, dass die Reise keine physische Reise war, sondern vielmehr eine Vision beschreibt. Muhammad habe darin den ungläubigen Kuraischiten Jerusalem beschrieben. Muhammad sei nach Jerusalem gereist, nach Mekka zurückgekehrt und habe seine Abenteuer beschrieben: die Kuraisch glauben ihm nicht.

Muhammad habe versucht, die Wahrheit der Geschichte zu verteidigen, die Einzelheiten dieser Reise aber vergessen. Gott habe ihn aber daran erinnert, Jerusalem gesehen zu haben. Schon in frühen Auslegungen wurden beide Ereignisse, Nachtreise und Himmelfahrt, miteinander verbunden, sodass der Tag heute als „Nacht der Himmelfahrt Muhammads“ bezeichnet wird. Interessant ist auch die Rolle des himmlischen Boten: das geflügelte Wesen Buraq habe den Propheten in einer einzigen Nacht von Mekka nach Jerusalem, dann zu Gott in den Himmel und wieder nach Jerusalem und zurück nach Mekka gebracht. Und obwohl der Prophet in dieser einen Nacht etwa 70.000 Unterhaltungen mit Gott geführt habe, berichten spätere Überlieferungen sogar davon, dass die Reise so kurz gewesen sei, dass das Bett Muhammads bei seiner Rückkehr nach Mekka noch warm gewesen war.

Ein Loch in der Mauer

Die ersten Überlieferungen erzählten davon, dass Muhammad durch das Huldator in der Südmauer des Tempelberges zur „al-aqsa“ gereist sei. An der Süd-West-Ecke in der Wand ist heute noch das Loch zu sehen, an der laut islamischer Tradition der Prophet sein Reittier festgemacht habe. Deshalb nannten Araber anfangs die Südmauer auch „al-Buraq“. Seit dem 14. Jahrhundert wird diese Bezeichnung jedoch für die Westmauer verwendet. So kommt es heute vor, dass auch Muslime diesen Ort, für viele besser bekannt als Klagemauer, besuchen, um der Nachtreise und des Reittieres ihres Propheten zu gedenken.

An arabischen Schulen in Israel gibt es am Tag der Nachtreise schulfrei, ansonsten „ist es aber ein ganz normaler Tag“, wie eine junge Mutter in Ostjerusalem erklärt. „Wer sonst zum Gebet zur Al-Aksa-Moschee geht, geht heute auch dahin. Wir erinnern uns an die Nachtreise Muhammads, weil er unser Lehrer und Prophet war. Wir erinnern uns an ihn, es ist aber kein religiöses Fest.“ Trotzdem wünschen sich die Leute auf den Straßen wie an Festen alles Gute und einzelne sind wohl doch auch nach Jerusalem gereist, um an diesem Gedenktag gerade hier zu beten.

Die junge Mutter fügt noch an: „Jerusalem ist in unseren Herzen und natürlich denken wir besonders heute an die große Bedeutung dieser Stadt für uns.“ Und in Jerusalem ist noch eine Besonderheit zu finden: Die Süßigkeit „Muschabbak“, das geflochtene rotgelbe Zuckerwerk, gibt es neben dem „Prophetengeburtstag“ nur zur „Nachtreise“ zu kaufen. (mh)

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