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Antiker Meißel bei Klagemauer entdeckt

JERUSALEM (inn) – In den Abwasserkanälen unterhalb der Klagemauer hat der Archäologe Eli Schukrun einen verrosteten eisernen Meißel gefunden. Den dürfte einer der Steinmetze verloren haben, der die kunstvoll gestalteten oberen Schichten der vor 2.000 Jahren errichteten Stützmauer des Tempelberges bearbeitet hat.
Dieser Meißel wurde wahrscheinlich bei der Gestaltung der Stützmauer des Tempelberges verwendet.

Der breite, pilzförmige Kopf des 15 Zentimeter langen Meißels ist durch intensive Benutzung abgewetzt und plattgeschlagen. Schukrun, der für die israelischen Antikenbehörde arbeitet, fand das Werkzeug zwischen Steinsplittern zu Füßen der Klagemauer, Dutzende Meter unter der heutigen Esplanade. „Ich vermute, dass ein Bauarbeiter auf einem Gerüst stand und mit dem Behauen der oberen Steinquader beschäftigt war. Dabei scheint ihm der Meißel entglitten zu sein. Entweder machte er sich nicht die Mühe, herabzusteigen und ihn zu holen, oder aber er hat ihn nicht mehr wiedergefunden“, erzählte Schukrun im israelischen Rundfunk.
Den Meißel entdeckte Schukrun inmitten von Münzen und Scherben, die sich auf die ersten Jahre nach der Zeitenwende datieren lassen. Weil das Werkzeug noch „genau untersucht“ werden müsse, hatte die Antikenbehörde bislang keine offizielle Ankündigung des vor einigen Monaten gemachten Fundes herausgegeben.

Kunstwerke aus Felsgestein

Typisch für die sogenannte „herodianische“ Bauweise ist die Verwendung von riesigen, in höher gelegenen Steinbrüchen vorbereiteten, Dutzende Tonnen schweren Steinblöcken. Auf Rollen wurden diese millimetergenau abgemessenen Brocken zu ihrem Bestimmungsort geschoben, etwa zur gewaltigen Stützmauer, die den gesamten Tempelberg umgibt und deren untere Schichten aus der Zeit des Herodes stammen. Nachdem sie an ihren Platz gesetzt worden waren, haben ihnen Steinmetze „Rahmen“ in unterschiedlicher Breite verpasst, damit die Mauern plastisch aussehen und nicht nur eine einheitliche gerade Fläche bilden.
Schukrun erwähnte bei der Gelegenheit auch, dass die heute so berühmte Klagemauer nicht mehr zu Lebzeiten des Königs Herodes fertiggestellt worden sei, sondern nach seinem Tod von einem seiner Nachfolger. In dem unterirdischen Tunnel, wo die Bausteine der Stützmauern auf dem Felsen stehen, hatte Schukrun zugeschüttete Tauchbäder aus der Zeit des ersten Salomonischen Tempels gefunden. Im Geröll entdeckte Münzen brachten ihn zu der Erkenntnis, dass die Klagemauer und andere Teile der Umfassungsmauer zu Lebzeiten des Herodes nicht fertig geworden seien. Herodes hatte im Jahr 20 vor Christus begonnen, den Tempel völlig neu zu gestalten und das Tempelareal erheblich zu erweitern, vor allem in Richtung Süden, wo heute die Al-Aksa-Moschee steht. Herodes ist im Jahr 4 vor Christus gestorben.

Funde des Alltags

Zur Freude eines jeden Archäologen hat Schukrun in den vergangenen Jahren immer wieder „Fundsachen“ entdeckt, die jemand vor 2.000 Jahren „verloren“ hat, darunter eine winzige goldene Glocke, die den Saum des Gewandes eines Priesters geschmückt haben, sich auf dem Weg zum Opferdienst im Tempel gelöst und in einen Gulli gefallen sein könnte. Schukrun fand die Glocke im Abwasserkanal unter der Straße.

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