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Kritik an Knesset-Besuch des russischen Nationalisten Schirinowski

JERUSALEM (inn) – Umstrittener Besuch: Der russische Parlamentssprecher Sergej Naryschkin hat am Mittwoch in der Knesset seinen israelischen Amtskollegen Juli Edelstein getroffen. In seinem Gefolge war auch der Politiker Wladimir Schirinowski, der sich in der Vergangenheit mit Antisemitismusvorwürfen auseinandersetzen musste.
Der Knesset-Besuch des nationalistischen Politikers Wladimir Schirinowski stieß in Israel nicht auf ungeteilten Zuspruch.

Schirinowski ist Naryschkins Stellvertreter. Er hatte dem Knesset-Vorsitzenden ein Geschenk mitgebracht: seine Autobiographie „Iwan, schließe deine Seele“. Darin geht der Nationalist auch auf seinen eigenen Vater Wolf Edelstein ein, dessen jüdische Abstammung erst vor wenigen Jahren bekannt wurde. In der Vergangenheit pflegte Schirinowski auf die Frage nach seinen Eltern zu antworten: „Meine Mutter ist Russin und mein Vater Anwalt.“ Der Vater, den er nicht kennengelernt hat, liegt in Holon begraben. In dem Buch betont er, er werde sich wegen dieses einen Bluttropfens, den sein Vater im Körper seiner Mutter hinterlassen habe, nicht „in das jüdische Volk verlieben“.

Die „Jüdische Zeitung“ schreibt über ein aktuelles Treffen des stellvertretenden Duma-Vorsitzenden mit seinem israelischen Neffen Itzchak Edelstein: „Dass Schirinowski sich seinerzeit positiv über Hitler geäußert hat, Jasser Arafat Asyl gewähren wollte und sich für den Ex-Diktator Saddam Hussein einsetzte, scheint dem Familienglück nicht im Wege zu stehen.“

Die Vorsitzende der Meretz-Partei, Sahava Gal-On, kritisierte den Besuch im israelischen Parlament scharf: „Schirinowski, der die jüdische Abstammung seines Vaters jahrelang verleugnet hat, steht an der Spitze der ultranationalistischen Partei in der Duma und gilt als Zwillingsbruder des Franzosen Le Pen“, wird sie in der Tageszeitung „Ma‘ariv“ zitiert. „Deshalb ist er in vielen Staaten zu einer Persona non grata geworden und wurde im Laufe der Jahre auch durch das israelische Außenministerium boykottiert. Es ist eine Schande für die Knesset, dass jemand, der als einer der größten Antisemiten gilt, mit Ehren im israelischen Parlament empfangen wird.“

Schirinowski ist Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei in Russland. Er wurde auch durch Prügeleien mit Abgeordneten bekannt. Antisemitismusvorwürfe hat er stets zurückgewiesen. Nach eigenen Angaben stattete er nach seiner Ankunft in Israel zuerst dem Grab seines Vaters einen Besuch ab.

Ukraine bei Treffen mit Knesset-Sprecher thematisiert

Duma-Sprecher Naryschkin sprach bei seinem Treffen mit dem Knesset-Präsidenten Juli Edelstein auch über die aktuellen Vorgänge in der Ukraine. „Ich glaube an die Entscheidung des ukrainischen Volkes. Aus russischer Sicht handelt es sich um einen sehr nahen Staat, mit dem wir weiter zusammenarbeiten werden“, teilte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Parlamentssprecher mit. Russland sei besorgt über die Lage in dem Nachbarland, vor allem über antisemitische Parolen einiger radikaler Gruppen, sagte er laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Edelstein äußerte, dass die beiden Länder gemeinsam den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges begehen wollten. Veteranen der Roten Armee sollten geehrt werden. Naryschkin sagte, die Nazis hätten Juden und Russen während des Krieges schwere Verluste zugefügt. Die Wahrheit der damaligen Ereignisse müsse überliefert werden. Ein weiteres Thema war die internationale Zusammenarbeit, um Versuche zu verhindern, die Religionsfreiheit einzuschränken. Dabei geht es unter anderem um koscheres Schächten und Beschneidung.
Naryschkin traf in Jerusalem auch mit dem israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres zusammen.

Treffen mit Abbas

In Ramallah gab es ein Gespräch mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas. Beide lobten die guten Beziehungen zwischen Russen und Palästinensern, wie die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldet.

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