„Der Staat Israel hat im letzten Jahrzehnt beim Kampf gegen den Menschenhandel ein wichtiges Stück Weg zurückgelegt“, sagte Staatspräsident Schimon Peres bei der Preisverleihung in Jerusalem laut einer Mitteilung des Präsidialamtes. Er würdigte sowohl Gesetzesinitiativen als auch die Zusammenarbeit zwischen Regierungsvertretern und Privatpersonen. „Alle, die die Arbeit tun, handeln mutig und beherzt. Die Freiwilligenorganisationen sind ein herzerwärmender Lichtblick.“
Das Staatsoberhaupt ergänzte, Regierungsaktivität allein werde nicht ausreichen ohne eine Gesellschaft, die bereit sei, um ihre Werte zu kämpfen. „Israel wird nicht ruhen noch schweigen, bis das Phänomen der modernen Sklaverei völlig vernichtet ist – ob es sich um israelische Staatsbürger handelt oder um Fremdlinge, die in unserer Mitte wohnen.“ Die Preisträger bezeichnete Peres bei der Zeremonie in der Residenz des Präsidenten als Vorbild für die israelische Gesellschaft.
„Jüdische Auffassung von aufgeklärten Nationen übernommen“
Premierminister Benjamin Netanjahu sagte in seiner Rede: „Allein der Ausdruck ‚Menschenhandel‘ ist schrecklich, er bringt einen einfach zum Zittern.“ Unlängst habe er einen Artikel über syrische Flüchtlingsmädchen gelesen, „die zu Sklavinnen genommen werden und die man missbraucht und danach wegwirft. Man hört ihre Geschichten und begreift, dass ihr Leben zerstört wurde“. Solche furchtbaren Dinge geschähen an vielen Orten in der Welt und auch ganz in der Nähe.
Diesem Übel stellte der Regierungschef das Gute entgegen: „Dieses Gute begann mit der anderen Auffassung, einer jüdischen Auffassung in der Welt der Antike, dass alle Menschen zum Bilde Gottes erschaffen wurden“, wird er in einer Mitteilung aus dem Büro des Premierministers zitiert. „Sehr schnell entschieden die Juden, dass das auch Eva einschließt, nicht nur Adam.“ Dieser Gedanke „kam selbstverständlich in die aufgeklärten Nationen und äußerte sich in sehr vielen wichtigen Dokumenten wie der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, danach in der Gründungsurkunde der UNO, und selbstverständlich begleitete er auf natürliche Weise alle zionistischen Väter und die Väter des Staates Israel, ohne Ausnahme“.
Auf dieser Grundlage sei der Staat Israel entstanden. „Das heißt nicht, dass das Gute nicht auch fehlerhaft sein könnte, und es heißt nicht, dass das Gute nicht noch besser sein könnte“, sagte Netanjahu weiter. Deshalb hätten sich viele Israelis in den vergangenen Jahren bemüht, das Übel auszumerzen.
Auch Justizministerin Zippi Livni wies auf die Errungenschaften ihres Landes hin: „Ich bin stolz auf den Staat Israel, der im Bericht des amerikanischen Außenministeriums im vergangenen Jahr in der Liste der Staaten enthalten war, die gegen den Menschenhandel kämpfen. Binnen eines Jahrzehnts ist es uns gelungen, nicht nur die schwarze Liste zu verlassen, sondern an die Spitze der Liste der Staaten zu gelangen, die gegen dieses verachtete Phänomen kämpfen. Das zeugt vom Niveau der Moral des Staates Israel auf diesem Gebiet und von seinen Werten.“
Eine frühere Abgeordnete, ein Ministeriumsdirektor und eine Klinik
Eine Preisträgerin ist die ehemalige israelische Abgeordnete Orit Suarez. Sie leitete in der 18. Knesset (2009 bis 2013) den Unterausschuss, der sich mit Frauenhandel befasst. In dieser Zeit hat sie Gesetzesinitiativen zum Umgang mit Prostitution gefördert. Nach ihrer Auffassung ist Prostitution Gewalt gegen Frauen, ohne dass diese eine echte Wahl hätten. Auch nach dem Ende ihrer Amtszeit bleibt sie im Kampf gegen den Menschenhandel aktiv.
Der Direktor des Wohlfahrtsministeriums, Menachem Vagschal, wurde ebenfalls durch die drei Politiker ausgezeichnet. Er hat sein Ministerium in zahlreichen Regierungsforen vertreten, in denen es um Menschenhandel ging. Als seinen Hauptbeitrag wertete die Jury das Bemühen, moderne Rahmenbedingungen zu schaffen, um Opfer behandeln zu können.
Auch die Tel Aviver Levinsky-Klinik erhielt die Ehrung. Vertreten war sie durch ihre Direktorin Jael Gur. Die Einrichtung wurde vor über einem Jahrzehnt gegründet und hat sich auf Geschlechtskrankheiten spezialisiert. Eine mobile Klinik sucht jeden Abend „dunkle Plätze auf, wo Frauen, Männer und Jugendliche sich herumtreiben“, heißt es in der Mitteilung des Präsidialamtes. Diese seien im Kreislauf der Prostitution gefangen, obdachlos oder drogenabhängig. Der Einsatz der Levinsky-Klinik sei zudem ein wichtiger Faktor, um Opfer von Menschenhandel auszumachen und gefährdete Bevölkerungsschichten zu erkennen.