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Wie die „anderen“ Scharon sahen

JERUSALEM (inn) – Terrorist, Kriegsverbrecher und Bösewicht: Nicht nur Araber finden in ihren Kommentaren zu Ariel Scharons Tod harte Worte. Auch europäische Journalisten lassen es in ihren Nachrufen teilweise an Sachlichkeit fehlen.
Auch nach seinem Tod wird Scharon nicht nur von arabischen Journalisten mit unsachlichen Kommentaren bedacht.

„Scharon ist ein abscheulicher Terrorist.“ So kommentiert Dschihad al-Chasen in der arabischen Zeitung „Al-Hajat“ mit Sitz in London. „Als ich hörte, dass er stirbt, sagte ich ‚Möge Allah ihn uns nicht zurückbringen‘ … Jetzt wird er Öl für das Höllenfeuer sein.“ Weiter schreibt er: „Trotz der Märchen in der Torah hat Israel in Palästina nie existiert. Es gibt keine Spur von Israel, seiner falschen Propheten oder der vielen in der Torah erwähnten Huren auf palästinensischem Boden.“
Sultan Abu al-Einein (Mitglied des Fatah-Zentralkommittees ) behauptet, dass Scharons finales Verbrechen die Ermordung Jasser Arafats gewesen sei. Der israelisch-arabische Knesset-Abgeordnete Dschamal Sahalka fordert, dem „Kriegsverbrecher“ Ariel Scharon posthum den Prozess zu machen.
Der blinde Hass auf den verstorbenen Premierminister Scharon in der arabischen Welt und bei den Palästinensern mag wegen Scharons militärischer Erfolge verständlich sein. Doch den Hass teilten auch deutsche und andere europäische Medien.
„Kriegsverbrecher oder Nationalheld?” überschrieb die ARD einen ihrer Kommentare. Der Berliner „Tagesspiegel“ titelte: “Krieger, Held und Bösewicht“. Eine spanische Zeitung zeigte Scharon mit Hakennase in der Kleidung eines ultraorthodoxen Juden mit Davidstern und Hakenkreuz. In der Bildunterschrift stand: “Hitler hat mir beigebracht, ein Land zu erobern und jedes lebende Insekt zu vernichten.“

Faktentreue bleibt aus

Bemerkenswert ist die blumige Sprache, der sich die ARD bediente, um Scharon ins rechte Licht zu rücken: „Ausnahmepolitiker“, „Bulldozer“, „Kriegsverbrecher“, „keine Verhandlungen unter Feuer“, „Gewalt“, „Krieg“, „Mann ohne Grenzen“ und „rücksichtslos“. Damit es passt, wurden dazu auch noch Tatsachen auf den Kopf gestellt und die Chronologie der Ereignisse zurechtgebogen.
So erfährt der ARD-Konsument, dass die „zweite Intifada“ nicht etwa am 28. September 2000 ausgebrochen sei, sondern erst 2001, als Scharon schon Premierminister war. In einem anderen ARD-Kommentar heißt es, dass Scharon auf den Ausbruch des palästinensischen Aufstandes mit Apaches, F-16-Kampfflugzeugen und Panzern reagiert habe. In Israel verfügt aber ein Oppositionspolitiker über kein eigenes Militär und kann der Armee auch keine Befehle erteilen. Ausgewiesene Nahostkenner lassen hier jeden Sinn für Faktentreue vermissen.

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