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Ein Thriller „pro-Realität“

Der Film „Bethlehem“ zeigt die vertraute Beziehung zwischen einem israelischen Geheimdienst-Agenten und seinem palästinensischen Informanten im Teenager-Alter. „Bethlehem“ startet am 9. Januar in den deutschen Kinos. Israelnetz hat mit den Drehbuchautoren, dem Israeli Juval Adler und dem sich als Palästinenser bezeichnenden Israeli Ali Waked, gesprochen.
Die Hauptdarsteller Tsar Halevi (links auf Plakat) und Sahdi Marei (rechts auf Plakat) sind nur nebenberuflich Schauspieler.

Wer davon ausgeht, dass der israelische Geheimdienst nur durch Gewalt an seine Informationen kommt, den belehrt der Thriller „Bethlehem“ eines Besseren. Der israelische Regisseur und Drehbuchautor Juval Adler erklärt gegenüber Israelnetz: „Beim Geheimdienst geht es darum, bei Menschen Schwächen oder Löcher zu finden – etwas, was sie in ihrer Umgebung nicht bekommen, etwas Emotionales. Du als Agent gehst da rein und gibst es ihnen, und dann arbeiten sie für dich.“
Der Junge mit den Schwächen ist in „Bethlehem“ der 17-jährige Palästinenser Sanfur. Er ist der jüngere Bruder des gesuchten Untergrundkämpfers Ibrahim. Der Terrorist ist der ganze Stolz der Familie. Sanfur hingegen erfährt wenig Wertschätzung von seinem Vater. Emotionale Anerkennung bekommt er aber vom israelischen Geheimdienstagenten Rasi. Er rekrutierte Sanfur als Informanten, als der 15 Jahre alt war. Über die Jahre baut Rasi eine enge, fast väterliche Beziehung zu ihm auf. Regisseur Adler sagt: „Auf der einen Seite ist es eine ausnutzende Beziehung, auf der anderen Seite intim – das ist beeindruckend und schrecklich zugleich. Was mit Rasi und Sanfur passiert, ist aber keine Ausnahme, das passiert die ganze Zeit im Nahen Osten.“

Drehbuchautor verbrachte Zeit mit gesuchten Terroristen

Adler hat zusammen mit dem Journalisten Ali Waked das Drehbuch geschrieben, der über zehn Jahre Korrespondent der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ für palästinensische Angelegenheiten war. Waked hat einen israelischen Pass und lebt in Israel, definiert sich aber als Palästinenser. Er sagt gegenüber Israelnetz: „Der ganze Film reflektiert meine Arbeit. Ich kannte alle Aspekte des palästinensischen Spektrums; die Informanten, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), die Militanten, die Milizen.“ Er verbrachte Zeit mit bewaffneten und gesuchten Terroristen. Im Film spielt er sich als Reporter in einer Gastrolle selbst.
Der israelische Jude Adler ist sich sicher, ohne Waked hätte er dieses Drehbuch nicht schreiben können: „Es ist ein Film, den nur zwei wie wir zusammen schaffen konnten. Das liegt daran, dass es ein Perspektiven-Film ist, der dich mit zur israelischen und palästinensischen Seite nimmt.“ Das Werk biete eine ganz nahe Sichtweise. Waked meint: „Wir überlassen dem Publikum die Wahl, wen sie mögen und wen nicht, wer der Gute und der Böse ist. Der Film hat kein klares Schwarz und Weiß. Es gibt viele Grauzonen.“ Denn „in dem Film [geht es] nicht um die großen politischen Themen […] , sondern um die Personen. Es geht um die Individuen in einer sehr komplexen Situation und wie sie damit umgehen.“
Bei Politikthemen wollen sich Adler und Waked zurückhalten. Adler ist der Meinung: „Ich denke nicht, dass ich diese Fragen beantworten soll, weil es den Film einordnen wird.“ Von unterschiedlichen Seiten gab es bereits die Kritik, der Film, der 2004/05 zum Ende der Zweiten Intifada spielt, sei Propaganda für den israelischen Geheimdienst. Dem entgegnet Waked: „Wenn ich es in einem Wort zusammenfasse, ist der Film pro-Realität. Jemand, der Probleme mit dem Film hat, hat ein Problem mit der Realität. Wir sind nicht für die Realität verantwortlich.“

Israelischer Oscar für „Bethlehem“

Wie „pro-Realität“ der Film sei, erklärt Adler: „Die Charaktere und die Handlung sind ausgedacht. Aber jede Komponente im Film ist echt und basiert auf Realität: die Autos, die sie fahren, die Uniformen, die Plätze, die Sprache, was in der PA passiert. Der Film ist nicht das, was wir über die PA denken. Er zeigt, was uns Al-Aksa-Führer erzählt haben. Wir zeigen, wie die Welt aus den Augen eines Al-Aksa-Brigaden-Führers aussieht. Wir nehmen hier keine Position ein.“
„Bethlehem“ feierte beim Filmfestival in Venedig große Erfolge. In Israel landete er unter den Top 3 der meistgesehenen Filme des Jahres. In den deutschen Kinos läuft der Streifen am 9. Januar an. Er erhielt den israelischen Oscar, den Ophir-Award, in sechs Kategorien.
Der Film läuft unter anderem in Berlin, Dresden, Bochum, Düsseldorf, Essen, Kiel, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Eine komplette Übersicht der Kinos, die „Bethlehem“ zeigen, ist hier zu finden:
www.realfictionfilme.de/filme/bethlehem/index.php

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