Die Ursache der tödlichen Detonation ist noch ungeklärt. Der 56-jährige Diplomat hatte offenbar versucht, einen Safe zu öffnen (Israelnetz berichtete). Die Ermittler gehen derzeit eher von einem Unfall aus als von einem Terroranschlag. Polizeichef Martin Vondrasek sagte im öffentlichen Rundfunk: „Die Explosion war die Folge eines unfachmännischen Umganges mit einem Sprengsatz. Ich kann nicht genau sagen, welche Waffen wir gefunden haben. Wir können sagen, dass sie nicht in der Tschechischen Republik registriert wurden.“
Der Außenminister im Westjordanland, Riad al-Malki, sprach von einem „Arbeitsunfall“. „Der Tresor war alt und so hergestellt, dass, wenn er auf die falsche Weise geöffnet wird, ein an seiner Tür angebrachter Sprengsatz explodiert. Genau das ist passiert“, teilte er dem Radiosender „Stimme Palästinas“ mit. Dschamal habe den Safe geöffnet, „ohne sich mit jemandem zu beraten“. Kein Verbrechen sei begangen worden.
Botschaftssprecher Nabil al-Fahel widersprach gegenüber der AFP der Darstellung des Ministers. Der Tresor sei fast jeden Tag in Gebrauch gewesen. „Nach unserer Information gab es kein eingebautes Diebstahlsicherungssystem.“
Tochter vermutet Anschlag
Die Tochter des Getöteten, Rana al-Dschamal, meint gar, jemand habe ein Attentat auf ihren Vater verüben wollen. „Die Information über eine Schutzvorrichtung, die in seinem Tresor explodierte, ist unwahr“, sagte sie der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“. „Der Tresor wurde 30 Jahre lang am Hauptsitz der palästinensischen Botschaft benutzt. Er ist alt, nicht modern.“
Ihr Vater habe den Safe ohne Schaden benutzt, bevor er vor zwei Monaten nach Ägypten aufbrach, fügte sie hinzu. Nach seiner Abreise hätten andere Angestellte der Botschaft sich des Tresors bedient. „Als mein Vater vor ein paar Tagen zur tschechischen Botschaft zurückkehrte, wurde der Safe in der Nacht vor der Explosion durch eine tschechische Umzugsfirma zu seinem Haus gebracht. Ein Ersatzsafe wurde in die Botschaft gestellt, und der alte, der die Größe eines Mini-Kühlschrankes hatte, wurde zum Haus des Botschafters gebracht.“ Die Explosion sei nicht von innen ausgegangen, sondern unter dem Tresor. Es handele sich nicht um einen Unfall, sondern ihr Vater sei ermordet worden.
Dschamal al-Dschamal wurde 1957 in der libanesischen Hauptstadt Beirut geboren. 1975 trat er der Fatah-Bewegung bei. Vier Jahre später wurde er Assistent des palästinensischen Botschafters in Bulgarien. Zum ersten Mal zog er 1984 als Diplomat nach Prag, damals Hauptstadt der kommunistischen Tschechoslowakei war. Ab 2005 war er als Konsul in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria tätig. Im vergangenen Oktober übernahm er das Amt des Botschafters in der tschechischen Hauptstadt. Bei der Explosion wurde er tödlich an Kopf, Brust und Bauch verwundet. Seine 52 Jahre alte Ehefrau erlitt Rauchvergiftungen, konnte aber noch am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Seit 1981 hat die Palästinensische Befreiungsbewegung (PLO) eine Mission in Prag. Die damalige Tschechoslowakei wertete die Vertretung 1988 zur Botschaft auf. Im November 2012 stimmte Tschechien allerdings mit acht weiteren Staaten dagegen, dass der palästinensischen UN-Vertretung der Status eines Nichtmitgliedsstaates verliehen wurde.