Der Inlandsgeheimdienst Schabak gab die Nachricht von der Verhaftung am Donnerstagabend zur Veröffentlichung frei. Unter den Hauptverdächtigen aus Bethlehem sind zwei Brüder: Sahada Ta‘amri (24) war bereits früher in Israel inhaftiert, Hamadi Ta‘amri (21) nahm als Kadett an einem Offizierskurs für den palästinensischen Polizeidienst in Jericho teil. Auch Sami Harimi (20) und Josef Salameh (22) gelten als Drahtzieher des gescheiterten Terroranschlags, wie das israelische Militär mitteilte. Sie gehören dem Islamischen Dschihad an. Zehn weitere Palästinenser wurden in Gewahrsam genommen.
Die beiden Brüder haben nach eigener Aussage den Sprengsatz hergestellt. Dazu benutzten sie zwei Kilogramm Sprengstoff sowie Nägel und Schrauben. Die Bombe sollte am 22. Dezember durch ein Mobiltelefon ferngezündet werden. Sami Harimi drang laut der Armee durch eine Lücke in der Sperranlage nahe Hebron illegal vom Westjordanland nach Israel ein. Den Sprengsatz transportierte er in einer schwarzen Tasche. Ein israelischer Beduine, der als Fahrer für Palästinenser ohne Aufenthaltsrecht diente, brachte ihn in die Region Jaffa. Dort betete er in einer Moschee.
In einem Bus der Linie 240 von der Gesellschaft „Dan“ deponierte Harimi die Tasche mit der Bombe und stieg wenige Minuten später wieder aus. Daraufhin wählte er das Mobiltelefon an, um die Detonation auszulösen.
„Keine Sorge, Gott ist mit uns“
Doch die Passagiere waren auf die Tasche ohne Besitzer aufmerksam geworden. Der Busfahrer erhielt auf die Frage, wem das Gespäckstück gehöre, keine Antwort. Ein Mitfahrer, David Pappo, öffnete die Tasche und entdeckte darin einen Druckkochtopf, aus dem ein roter Draht ragte. Eine ähnliche Konstruktion hatten die Attentäter beim Boston-Marathon verwendet.
Der Fahrer habe besorgt gewirkt, schilderte Pappo das Ereignis nach Angaben der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Daraufhin habe er ihn beruhigt: „Machen Sie sich keine Sorgen, Gott ist mit uns.“ An der nächsten Haltestelle forderte der Fahrer die Reisenden auf, den Bus zu verlassen. Der Sprengsatz explodierte erst, als sie ausgestiegen waren und sich die Sicherheitskräfte vor Ort befanden. Ein Polizist wurde dabei leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht.
Im Verhör gestand Harimi, dass er und seine Komplizen im Raum Tel Aviv-Jaffa einen weiteren großen Anschlag geplant hatten. Dies sei durch die Festnahme der Zelle verhindert worden. Die Palästinenser zeigten den Ermittlern ein Versteck mit etwa 20 Kilogramm Sprengstoff.
Netanjahu appelliert an Abbas
Bereits zwei Stunden nach der Explosion hatte der Inlandsgeheimdienst die ersten Verdächtigen festgenommen. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu lobte Schabak, Militär und Polizei für „die rechtzeitige Festnahme einer Terrorzelle, die einen Sprengsatz in einem Bus in Bat Jam gelegt hat“. Dass sich ein Polizeianwärter unter den Verdächtigen befindet, sei „ein weiterer Beweis dafür, dass das Personal der Palästinensischen Autonomiebehörde direkt in Terror verwickelt ist“, zitiert ihn die Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Mit Hinblick auf den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas ergänzte er: „Es ist Zeit, dass Abu Masen aufhört, mit freigelassenen Mördern zu feiern. Stattdessen sollte er sein Volk auf den Weg des Friedens führen.“