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Israel und Frankreich gehen neue Wege

Israel und Frankreich erneuern nach 45 Jahren angespannter Beziehungen eine „wunderbare alte Freundschaft“. Die Annäherung mit einem dreitägigen Staatsbesuch von Präsident François Hollande geht auf Kosten des „strategischen Bündnisses“ Israels mit den USA.
Netanjahu und Hollande (r.): Israel und Frankreich nähern sich wieder an

Mit allem Pomp, den das eher spartanische Israel zu bieten hat, wurde der französische Präsident François Hollande auf dem Ben-Gurion-Flughafen empfangen. Staatspräsident Schimon Peres kramte zur Begrüßung ein wenig Französisch hervor, das er in den sechziger Jahren in Paris gelernt hat. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu stand bereit, von seiner Vorliebe für französische Philosophie und Literatur zu schwärmen. Hollande, seine Lebensgefährtin Valérie Trierweiler und eine „riesige Delegation“ setzten ein Zeichen, indem sie direkt zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem fuhren, um einen Kranz niederzulegen und die ewige Flamme zu entzünden.
Hollande, im heimischen Paris innenpolitisch unter Druck, will mit seinem dreitägigen Besuch in Israel und in der palästinensischen Autonomie punkten. Selbst China widmete er nur zwei Tage.
Fast vergessen ist, dass Israel und Frankreich einst „strategische Partner“ waren, ehe die USA um 1970 während des „schwarzen September“, des palästinensischen Putschversuches unter Jasser Arafat gegen König Hussein von Jordanien, ihr militärisches Bündnis schmiedeten.

Einer der ersten Waffenlieferanten Israels

1948 hatten die Sowjets über die Tschechoslowakei Israel mit Waffen beliefert und das Überleben des frisch gegründeten Staates Israel ermöglicht. Doch kurz danach sprangen Frankreich und Großbritannien in die Bresche als Waffenlieferant Israels.
1956 verstaatlichte Ägypten den Suezkanal, was die damaligen Kolonialmächte Frankreich und England als Kriegserklärung interpretierten. Israel willigte, auf Bitten seiner beiden wichtigsten Waffenlieferanten, ein, mit einem kurzen Feldzug bis zum Suezkanal die Sinaihalbinsel zu erobern. Die Amerikaner übten Druck auf Israel aus, sich umgehend wieder hinter die Grenzen zurückzuziehen.
In den sechziger Jahren waren die Beziehungen mit Frankreich besonders eng. Frankreich lieferte Atomtechnologie und errichtete den Reaktor in Dimona. Schimon Peres hatte die Verhandlungen geführt.
1967 errang Israel in nur sechs Tagen einen überragenden Sieg über alle arabischen Staaten. Mit der Eroberung der syrischen Golanhöhen, des von Jordanien annektierten Westjordanlands mitsamt Ostjerusalem, des ägyptisch besetzten Gazastreifens und der Sinaihalbinsel bis zum Suezkanal hatte sich das gesamte Kräfteverhältnis in Nahost gewandelt. Israel verdankte seinen Sieg französischen Mystere- und Mirageflugzeugen sowie britischen Sherman-Panzern. Die arabischen Armeen sind damals von den Sowjets ausgerüstet gewesen. Die Folgen dieses Krieges sind bis heute zu spüren.

Ende der guten Beziehungen

Frankreich pflegte noch historisch enge Beziehungen mit dem Libanon und Syrien, wo die Franzosen nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches 1917 Mandatsmacht geworden waren, während die Briten im Irak, in Jordanien, Palästina und Ägypten herrschten. Präsident Charles de Gaulle stand wegen des israelischen Sieges vor einem Scherbenhaufen. Die guten Beziehungen mit seinen arabischen Partnern waren ihm dann doch wichtiger als Israel. So verfügte er ein Ende der Waffenlieferungen an den jüdischen Staat.
Die Israelis erlaubten sich daraufhin noch ein legendäres Husarenstück, was das Ende der guten Beziehungen mit Frankreich besiegelte. An Heiligabend 1969 „klauten“ die Israelis fünf bestellte und fast fertig gebaute Raketen-Schnellboote vom Typ Saar-3 aus dem Hafen von Cherbourg und verletzten so das Waffenembargo. Während nun erst die Amerikaner in die Bresche springen konnten, blieben die französisch-israelischen Beziehungen auf Sparflamme. Die Präsidenten François Mitterand und besonders Jacques Chirac besuchten zwar Israel, signalisierten aber Distanz, indem sie während ihrer Staatsbesuche peinliche Zwischenfälle provozierten.

Mit Hollande: Gemeinsame Front gegen USA

Ganz anders gestaltet sich jetzt der Besuch von Hollande zu einem kritischen Zeitpunkt: zwischen einem Scheitern der Iran-Gespräche in Genf wegen französischen Widerspruchs und deren Wiederaufnahme.
Schon bei seiner Ankunft und bei einer Pressekonferenz später in Jerusalem erklärte Hollande, dass Frankreich unter keinen Umständen eine Atombombe in den Händen des Iran zulassen werde. Das bedeute Gefahr für „Israel, die Region und die ganze Welt“.
So schufen Hollande und Netanjahu eine gemeinsame Front gegen die Amerikaner, die in Genf einen Kompromiss mit Teheran anstreben und dafür auch die „mühselig aufgebauten Sanktionen lockern wollen, ohne jegliche Gegenleistung des Iran“, wie es Netanjahu formulierte.
Noch in dieser Woche will der amerikanische Außenminister John Kerry Israel einen weiteren Besuch abstatten. Im Mittelpunkt dürften weniger die von Kerry angestoßenen Friedensverhandlungen mit den Palästinensern stehen, als vielmehr die offene Krise zwischen Washington und Jerusalem wegen der für Israel „existentiellen“ Frage einer iranischen Atombombe.

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