Entgegen allen Hoffnungen gehörten ägyptische Frauen zu den größten Verlierern des arabischen Frühlings. Die Revolte führte zu Konflikten, Instabilität und einer Vermehrung islamistischer Gruppen, heißt es von Seiten der Stiftung. „Wir haben Mubarak von seinem Präsidentenposten entfernt, aber wir müssen immer noch den Mubarak entfernen, der in unseren Köpfen und Schlafzimmern lebt“, sagte die ägyptische Kolumnistin Mona Eltahawy über den gestürzten Diktator Hosni Mubarak.
Täglich würden Frauen auf der Straße mit Gewalt konfrontiert. „Die soziale Akzeptanz von täglicher sexueller Belästigung betrifft jede Frau in Ägypten, ungeachtet von Alter, beruflichem oder sozialem Hintergrund, Beziehungsstatus, Kleidung oder Verhalten“, erklärte Noora Flinkman, Kommunikationsmanagerin bei HarassMap, einer Organisation aus Kairo, die sich gegen Belästigungen einsetzt.
Außerdem gebe es in Ägypten ein hohes Maß an Zwangsehen und Frauenhandel. Nach Ägypten folgt der Irak auf Platz 2, gefolgt von Saudi-Arabien, Syrien und dem Jemen. Im Irak wurde die Freiheit der Frauen seit dem Sturz von Saddam Hussein immer weiter eingeschränkt, fand die Studie heraus. Hunderttausende Frauen würden Opfer von Menschenhandel, Kidnapping und Vergewaltigungen. Saudi-Arabien sei zwar das einzige Land, in dem Frauen das Autofahren verboten ist. Jedoch führten einige Reformen zu besseren Berufsmöglichkeiten. Auch in Syrien sind Frauen und Mädchen Menschenhandel, sexueller Gewalt und Kinderhochzeiten ausgeliefert. „Die syrische Frau ist eine Kriegswaffe, belastet durch Verschleppung und Verwaltigung durch das Regime und durch andere Gruppen“, sagte eine syrische Frauenrechtlerin. Im Jemen, wo Kinderheirat gängige Praxis ist, kämpften die Frauen hart für ihre Rechte. Es gibt dort kein Mindestalter von Mädchen für eine Eheschließung.
PA: Ehrenmorde zur Befriedigung
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) belegt Platz 15. Etwa die Hälfte der verheirateten palästinensischen Frauen in Gaza seien im Jahr 2011 Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Nur 17 Prozent hätten einen festen Arbeitsplatz. Im Jahr 1996 durften die Frauen jedoch zum ersten Mal wählen. „Es gibt einen starken Gegensatz zwischen der abwehrenden Haltung des Volkes gegenüber Gewalt gegen Frauen und Gewalt, die begangen wird, um die Gesellschaft zu befrieden. Das gilt besonders für Ehrenmorde“, erklärte eine palästinensische Frauenrechtlerin.
Der Inselstaat Komoren zwischen Mosambik und Madagaskar ist das arabische Land, in dem es Frauen am besten geht. 20 Prozent der Ministerämter sind von Frauen besetzt. Nach einer Scheidung erhalten sie das Haus oder Landstücke. Die Komoren seien das führende der arabischen Länder, was Frauenrechte angehe. Dem Inselstaat folgen Oman, Kuwait, Jordanien und Katar.
Die Umfrage bezieht sich auf Aussagen von 336 Gender-Experten aus den 21 Ländern der Arabischen Liga und aus Syrien. Die Studie untersuchte Gewalt gegen Frauen, Fortpflanzungsrechte, Behandlung der Frauen in ihren Familien, Integration in die Gesellschaft sowie Einstellungen der Gesellschaft gegenüber Frauen in politischen und wirtschaftlichen Ämtern.