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„Tour de France“-Sieger Bartali wegen Judenrettung geehrt

JERUSALEM / FLORENZ (inn) – Späte Würdigung: Die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat den italienischen Radprofi Gino Bartali posthum zum „Gerechten unter den Völkern“ erklärt. Der zweifache „Tour de France“-Sieger hatte während der deutschen Besatzung etwa 800 Juden geholfen. Dafür diente ihm sein Sportgerät.
Außerhalb des Wettkampfes vollbrachte er noch größere Taten: Gino Bartali (li.)

Bartali wurde 1914 in der Nähe von Florenz geboren. Dreimal gewann er zwischen 1936 und 1946 den renommierten Radwettbewerb „Giro d‘Italia“. In den Jahren 1938 und 1948 belegte er den ersten Platz bei der „Tour de France“. „Angesichts seiner bemerkenswerten sportlichen Erfolge wurde er ein äußerst berühmter und weithin bewunderter Nationalheld“, schreibt die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem auf ihrer Internetseite.
Ein professioneller Radfahrer muss bekanntlich viel trainieren. Dies machte sich der Italiener im Widerstand gegen die Naziherrschaft zunutze. Auf seinen Trainingsfahrten transportierte er gefälschte Dokumente in Klöster. Juden, die sich dort versteckt hielten, konnten dank dieser Papiere ausreisen. Die Dokumente verbarg der Athlet im Lenker und im Sitz seines Fahrrades. „Wenn Bartali angehalten und durchsucht wurde, bat er ausdrücklich darum, dass sein Fahrrad nicht angerührt werde, weil die unterschiedlichen Teile sehr sorgfältig geeicht seien, um die Höchstgeschwindigkeit zu erreichen“, berichtet Yad Vashem.
Der strenggläubige Katholik und seine Ehefrau wurden von Erzbischof Elia Angelo Dalla Costa getraut. Dieser erhielt bereits 2012 den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“, weil er gemeinsam mit dem Oberrabbiner von Florenz, Nathan Cassuto, ein Netzwerk zur Rettung von Juden begonnen hatte. Bartali arbeitete nicht nur mit Dalla Costa und Cassuto zusammen. „Er verteilte auch gefälschte Dokumente, die durch das Netzwerk von Assisi hergestellt wurden – eine andere Rettungsoperation, die durch Kirchenleute in jener Stadt initiiert war.“ In seinem Haus in Florenz versteckte er zudem Juden, teilweise über Monate.
Nach dem Krieg schwieg der Radprofi über seinen Einsatz für die verfolgten Juden. Dadurch können viele seiner Taten nicht mehr rekonstruiert werden. „Mein Vater hat diese Geschichte nie erzählt“, wird der Sohn Andrea Bartali auf „Tagesschau.de“ zitiert. „Er sagte: Gutes tut man, aber man spricht nicht darüber, und das ist gut. Er sagte: ich bin kein Kriegsheld, ich möchte wegen meiner sportlichen Taten erinnert werden. Während des Krieges haben viele andere gelitten. Das sind kleine Sachen, die ich gemacht habe. Am Ende habe ich das gemacht, was ich am besten konnte: Fahrrad fahren.“
Erst nach Bartalis Tod im Jahr 2000 wurde sein Mitwirken im Widerstand bekannt. Urkunde und Medaille sollen voraussichtlich in Italien verliehen werden, berichtet die israelische Tageszeitung „Ma‘ariv“. Der Titel „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung des jüdischen Volkes. Er wird ausschließlich an Nichtjuden vergeben, die sich an der Rettung verfolgter Juden beteiligt haben.

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