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Jom Kippur: Viele fasten nicht aus religiösen Gründen

JERUSALEM (inn) – Beinahe drei Viertel der jüdischen Israelis wollten an Jom Kippur fasten. Das ergab eine Studie des israelischen Umfrage-Instituts „Geocartography“ im Auftrag der „BINA-Organisation für jüdische Vielfalt und soziale Tätigkeit“. Nur etwa die Hälfte der Fastenden wollte jedoch aus religiösen Gründen auf Nahrungsmittel verzichten.
Viele Juden fasten an Jom Kippur nicht mehr aus religiösen Gründen.

Von den 73 Prozent derjenigen, die planten, zu fasten, taten es 51,5 Prozent aus religiöser Überzeugung. 22,5 Prozent gaben als Grund für das Fasten „Respekt vor Traditionen“ an und 14 Prozent wollten aus „Solidarität mit den Juden“ auf feste Nahrung verzichten. Aus „gesundheitlichen Gründen oder als Herausforderung“ gaben 3 Prozent an, am Versöhnungstag nichts essen zu wollen, und auf 9 Prozent trafen alle Gründe oder gar keiner der genannten zu, berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Die Umfrage zeigte außerdem, dass 99 Prozent der ultra-orthodoxen Haredim fasten wollten und 95,5 Prozent der traditionellen Juden. Bei den Säkularen waren es 46,5 Prozent.
Weiterhin gaben 41 Prozent der säkularen Juden an, sie fasteten aus Respekt gegenüber der jüdischen Tradition. 24,5 Prozent von ihnen wollten damit ihre Solidarität mit den fastenden Juden ausdrücken und 19 Prozent taten es aufgrund eines religiösen Gebotes.

Reiche Akademiker fasten seltener

Zudem waren mehr jüngere als ältere Israelis bereit zum Fasten. Unter den 18- bis 24-Jährigen waren es 84 Prozent, bei den 35- bis 54-Jährigen 66 Prozent und bei 55-Jährigen und Älteren 67,5 Prozent. Die Umfrage zeigte außerdem: Je höher der Bildungsgrad, desto seltener fasten die Juden. Wer einen Mittelschulabschluss oder einen niedrigeren Abschluss hat, fastete mit einer Wahrscheinlichkeit von 78 Prozent. Bei den Absolventen weiterführender Schulen waren es 76 Prozent und unter den Akademikern wollten 66 Prozent auf Nahrungsmittel verzichten. Wenigverdiener planten zudem zu 78 Prozent einen Fastentag, wer ein höheres Einkommen hat, verzichtete mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent.

Fasten um der Tradition willen

Eran Baruch, Geschäftsführer von BINA und Leiter der säkularen Jeschiwa in Tel Aviv-Jaffa, erklärte: „Jom Kippur ist eines der bedeutendsten Daten im jüdischen Kalender. Die israelischen Straßen sind an diesem Tag wie ausgestorben und kaum einem Israeli ist dieses Datum gleichgültig. Für uns war es wichtig, zu erfahren, warum die meisten Israelis fasten und was ihre Motive sind. Das Fasten an Jom Kippur ist freiwillig. Keiner zwingt uns dazu. Und besonders an einem Ort, wo jeder es so halten kann, wie er will, nehmen viele teil. Das zeigt: Wenn es weniger religiösen Zwang gibt, entscheiden sich größere Teile der Bevölkerung, sich damit zu identifizieren und teilzunehmen.“ Für BINA sei es wichtig, den kulturell-traditionellen Aspekt des Judentums zu stärken, um größere Teile der israelischen Bevölkerung zu erreichen, die sich nicht zwangsläufig mit der religiösen Bedeutung des Feiertags identifizieren.

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