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Lebhafte Debatte über jüdisch-arabische Beziehungen

JERUSALEM (inn) – Eine wachsende Kluft zwischen jüdischen und arabischen Israelis stellt der Wissenschaftler Sammy Smuha in einer aktuellen Studie fest. Die Spaltung zeigte sich auch am Sonntag in einer Diskussion, die das Israelische Institut für Demokratie in Jerusalem veranstaltete.
Hebräisch und Arabisch auf einem Schild: Die Beziehungen sind noch ausbaufähig, stellt eine Studie fest.

Zunächst fasste Smuha seine Untersuchungsergebnisse über die arabisch-jüdischen Beziehungen im Jahr 2012 zusammen. Er hatte je 700 arabische und jüdische Bürger befragt. „Es gibt eine wachsende ideologische Kluft zwischen arabischen Israelis und jüdischen Israelis, nämlich dass die Araber mit großer Mehrheit keine Zionisten sind, aber fast alle Juden es sind“, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ den Professor der Universität Haifa. „Dies ist nicht trivial, es ist eine tiefe Spaltung bei der Ansicht zur Natur des Staates.“
Nach Smuhas Einschätzung hat sich die Lage der Araber in Israel im Laufe der Jahre stetig verbessert. Dennoch beobachte er seit dem Mord an Premierminister Jitzhak Rabin 1995 einen alarmierenden Trend zum Schlechteren, was die Ansichten im arabischen Sektor zum Staat betreffe. Diese Tendenz habe sich in den Kriegen gegen den Libanon und den Gazastreifen intensiviert.
Auf jüdischer Seite hat der Wissenschaftler hingegen nach eigener Aussage eine Mäßigung beobachtet. Die Toleranz gegenüber der arabischen Minderheit habe zugenommen. „Was auch immer die Medien meinen, Juden sind nicht extremer geworden“, fügte Smuha hinzu. „Die Prozesse, die Araber extremer gemacht haben, haben sich nicht auf jüdische Meinungen ausgewirkt.“
Auf Protest stieß diese Einschätzung bei Thabet Abu Ras vom Rechtszentrum für Minderheitsrechte von Arabern in Israel, „Adalah“. Er wandte ein, die Ergebnisse widersprächen seiner intuitiven Empfindung bezüglich der jüngsten Veränderungen in der Gesellschaft. „Die Wirklichkeit ist, dass in Israel die Tasse zu einem Drittel voll ist und zu zwei Dritteln leer, Professor Smuha. Und Sie wollen die leeren zwei Drittel nicht zugeben. Ich war überrascht, über die Mäßigung der Juden in den letzten Jahren zu hören. Haben Sie sich umgeschaut? Rassistische Gesetzgebung und die Zerstörung von Beduinendörfern im Negev, ist das Mäßigung?“
Einverstanden erklärte sich Ras hingegen mit Smuhas Grundvoraussetzung für eine Verbesserung: Israel könne mit Recht jüdisch und demokratisch bleiben, aber nur wenn es „jüdisch und demokratisch“ neu definiere und besser an die Sorgen der arabischen Minderheit angleiche.

„Kooperative Intifada“?

Der Co-Direktor des Abrahamfonds‘, der sich für Gleichberechtigung einsetzt, Mohammad Darawsche, erschreckte einige Teilnehmer durch einen positiven Gebrauch des Wortes „Intifada“: „Es gibt Raum für eine interne Intifada. Ein arabischer Bürger kann diese tägliche Diskriminierung nicht akzeptieren. Sie sollten den Arabern dafür danken, dass es heute Morgen oder gestern keine Intifada gegeben hat. Wir brauchen eine kooperative Intifada, mit einer breiten Grundlage in der arabischen Gesellschaft.“
Der frühere Direktor des Inlandsgeheimdienstes Schabak und ehemalige Abgeordnete der Arbeitspartei, Ami Ajalon, legte Widerspruch ein. „Sie haben vorher über empfindliche Terminologie gesprochen. Was bedeutet Intifada in Ihrem Wörterbuch? Für die meisten Israelis hat es die Bedeutung von Gewalt und Blutvergießen“, merkte das ranghohe Mitglied des Demokratieinstitutes an. Darawsche präzisierte daraufhin seine Wortwahl: Er meine einen gewaltlosen Sozialprotest mit dem Ziel, eine Rolle in Gewaltenteilung und Politik zu erlangen.
Der Generalsekretär der arabischen Hadasch-Partei, Aiman Uda, schlug eine schrittweise Annäherung vor. Denn frühere Konzeptionen des arabischen Kampfes um Gleichheit in Israel seien gescheitert. Auf Smuhas Hinweis, dass 60 Prozent der israelischen Juden Angst hätten, eine arabische Ortschaft zu betreten, regte Uda an: „Wenn sie in der israelischen Gesellschaft besser anerkannt werden wollen, müssen Araber Juden einladen, ihre Dörfer zu besuchen. Tausende Araber sollten sich aufmachen und dies tun.“

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