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„Israel gefährdet sich selbst”

BERLIN (inn) – Der amerikanische Journalist Peter Beinart ist bekannt für seine Kritik an der Siedlungspolitik der israelischen Regierung. Am Mittwoch erklärte er in Berlin, warum er für den Boykott israelischer Waren aus dem Westjordanland plädiert, den Staat Israel aber dennoch mit allen Mitteln unterstützen will.
Peter Beinart ist Jude und Zionist – und sieht Israels Siedlungspolitik absolut kritisch.

„Israel ist ein Segen für die Juden”, stellte Beinart gleich zu Beginn seines Vortrags im Jüdischen Museum Berlin klar und outete sich als Zionist. Dennoch sehe er in der Siedlungspolitik im Westjordanland durch Israel eine massive Verletzung demokratischer Werte und der Menschenrechte. Den Palästinensern werde die Staatsbürgerschaft verweigert, sie würden zum Teil Jahre lang ohne Prozess in Gefängnisse gesperrt. Der Journalist behauptet: Durch die Finanzierung der Siedlungen stärke Premierminister Benjamin Netanjahu Terror-Organisationen der Palästinenser. „Es reicht nicht, zu sagen, wir schicken dann weniger Geld in die Siedlungen, wenn die Palästinenser die Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren”, sagte Beinart. Die Regierung müsse jetzt handeln.

„Juden missbrauchen Antisemitismus-Vorwurf“

In seinem Buch „Die amerikanischen Juden und Israel: Was falsch läuft” ruft Beinart unter anderem zu einem Boykott israelischer Waren aus den Siedlungsgebieten auf. Diese Meinung verteidigte er auch in Berlin. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Siedler zurückbringen”, sagte er. Statt Siedlungsprodukte solle jeder Waren kaufen, die innerhalb des international anerkannten israelischen Gebiets hergestellt würden. Auch Deutsche rief er zu einem solchen Kaufverhalten auf: „Ja, ihr habt eine Verantwortung gegenüber Israel – aber auch im Bezug auf die Menschenrechte.” Vor allem amerikanisch-jüdische Lobbygruppen missbrauchten die Rede vom Antisemitismus, um ihren politischen Willen durchzusetzen. „Lasst euch von denen nicht zum Schweigen bringen”, forderte Beinart von den Deutschen.
Die amerikanische jüdische Gemeinschaft sei politisch einflussreich und sehe die Juden nach wie vor in einer Unterdrückungslage. „Die Situation hat sich aber verändert”, sagte Beinart. Die Juden stünden in Israel vor Herausforderungen – nicht wegen ihrer Schwäche, sondern wegen ihrer Stärke. „Wir sprechen nicht über jüdische Macht – das ist ein Problem”, erklärte Beinart. Juden in den USA, die heute zwischen 20 und 30 Jahre alt seien, erlebten in den seltensten Fällen Antisemitismus. Der israelische Staat aber sei ungerecht und undemokratisch. Das sei die wahre Gefahr für Israel.

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