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Chancen in der Krise

FRANKFURT/MAIN (inn) – Israel steht 65 Jahre nach der Staatsgründung nicht nur vor zahlreichen Gefahren, sondern ebenso vor großen Chancen. Wie das Land diese nutzen könne, erklärte der Journalist und Blogger Richard Herzinger am Dienstag in Frankfurt am Main.
Chancen und Gefahren: Der Journalist Richard Herzinger sprach in Frankfurt über die aktuelle Lage in Israel.

„Sollte Syrien tatsächlich eine Kolonie Teherans werden, kann das für Israel eine große Gefahr bedeuten“, sagte Herzinger im Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Syrien. Zwar spekuliere der Westen darauf, dass der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sich „in seinen Ansichten verbessert“, ob das geschehe, sei jedoch fraglich. Solange halte sich der Westen mit Interventionen zurück. Die Atomwaffen-Pläne gebe der Iran nicht auf, ganz gleich, wer dort regiere. „Die Wahrscheinlichkeit eines israelischen Alleingangs zum Jahresende halte ich daher für realistisch“.

„Rücktritt Fajjads schlecht für Israel“

Auch im israelisch-palästinensischen Konflikt sei vorerst keine „positive Lösung“ in Sicht, sagte der Journalist. „Die Perspektive auf ein Friedensabkommen mit Israel gibt es nicht. Das liegt nicht an Israel. Die Hamas verweigert Verhandlungen, indem sie die Freilassung von palästinensischen Häftlingen oder das Ende des Siedlungsbaus fordert.“
Der Rücktritt des palästinensischen Premierministers im Westjordanland, Salam Fajjad, Ende April sei schlecht für Israel gewesen. „Fajjad genoss das Vertrauen des Westens und Israels. Mit seinem Rücktritt endet nun der Versuch einer ‚Entwicklung von unten’, aus der Bevölkerung heraus, die notwendig für den Aufbau eines palästinensischen Staatswesens gewesen wäre.“ Daher müssten die Europäer von ihrer „Lieblingsillusion, nämlich einer großen Friedensaktion, Abschied nehmen“. Bislang wurde noch kein Nachfolger für Fajjad gefunden. Er übt das Amt weiterhin kommissarisch aus.

„USA von enormer Bedeutung“

„Ich kann nicht erkennen, wo auch immer auf der Welt Chancen auf Frieden bestehen, wenn die USA nicht eingreifen“, betonte Herzinger. „Israel startet eine militärische Operation alleine oder zusammen mit den USA. Für die Amerikaner wäre ein Eingriff in den Nahost-Konflikt eine Leichtigkeit. Das haben wir im Irak gesehen. Dort haben die Landsleute noch nicht einmal bemerkt, dass die USA interveniert haben. Die Vereinigten Staaten und Israel haben ausgiebig militärische Manöver geübt. Im Falle eines Angriffs des Irans sind sie also vorbereitet.“ Die Sicherheitsinteressen der USA seien deckungsgleich mit den israelischen. Jedoch sei mehr Aktivität der USA gegenüber Israel zu wünschen. „Denn ein westlicher Eingriff kann Erfolg haben, wie in Libyen oder in Mali zu sehen war.“
Im Hinblick auf Israels Nachbarländer sei die Perspektive des heiligen Landes „alles andere als rosig“, resümierte der „Welt“-Journalist. Jedoch bestehe kein Anlass, bezüglich der Zukunft Israels in Pessimismus zu verfallen. „Das Land hat eine unheimlich innovative Wirtschaft.“ Zahlreiche wissenschaftliche Erfolge, technische Entwicklungen und Erfindungen gerade in der Hightech-Branche sowie die Gründung von Start-Up-Unternehmen dienten als wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes.

Insel der Stabilität

„Wenn Israel die Ölvorkommen vor der Küste noch stärker nutzt, kann es seine Macht in der Region und seinen Status als Global Player ausbauen.“ Die Unruhen in den umliegenden arabischen Ländern könnten Israel daher zugute kommen, wenn es dem heiligen Land gelänge, sich als „letzte Insel der Prosperität und Stabilität“ in der Region zu etablieren.
Herzinger arbeitet als Politikredakteur bei der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“. Seit 2011 betreibt der gebürtige Frankfurter das Weblog „Freie Welt“, auf dem er Stellung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen nimmt.
Die Veranstaltung wurde von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Frankfurt durchgeführt. Sie ist eine der regionalen Arbeitsgemeinschaften der DIG, in der sich Freunde und Förderer des Staates Israel zusammenfinden.

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