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Kommentar: Israel droht mit Sturz Assads

JERUSALEM / DAMASKUS (inn) – Ein „hoher israelischer Offizieller“ habe mit einem Eingreifen in Syrien und einem Sturz des Präsidenten Baschar al-Assad gedroht, falls dieser auf die Luftangriffe gegen Ziele bei Damaskus reagieren sollte. Das berichtet die „New York Times“, ohne den Namen des Israelis zu nennen. Der habe sich selber an die Zeitung gewandt.
Der Bürgerkrieg ist schon lange keine innersyrische Angelegenheit mehr.

“Israel wird weiterhin den Transfer moderner Waffen an die Hisbollah verhindern. Eine Übergabe solcher Waffen an die Hisbollah könnte die ganze Region destabilisieren und gefährden”, habe der Unbekannte gesagt. Diese anonyme direkte Warnung Israels an die Syrer wurde von den israelischen Medien aufgegriffen und prominent als Aufmacher während des Schavuot-Festes (Wochenfest) verbreitet.
“Sollte der syrische Präsident Assad mit einem Angriff auf Israel reagieren oder seine terroristischen Verbündeten zu einem Schlag gegen Israel auffordern, würde Assad sein Regime aufs Spiel setzen. Denn Israel wird zurückschlagen.” Weiter soll der Offizielle erklärt haben, dass Israel sich bisher aus dem syrischen Bürgerkrieg herausgehalten habe. Doch das könnte sich ändern.
Die „New York Times“ nennt ihre Quelle nicht. Deshalb lässt sich nicht nachprüfen, wie echt diese erstmalige israelische Warnung seit Ausbruch des „arabischen Frühlings“ ist, Partei zu ergreifen und aktiv den Sturz eines arabischen Diktators zu betreiben.

Bislang keine konkrete Reaktion auf Angriffe

Es hat in den vergangenen Wochen drei mysteriöse Luftangriffe in Syrien und nahe der syrischen Grenze im Libanon gegeben. Israel hat offiziell nicht bestätigt, die Luftangriffe durchgeführt zu haben. Neben einem „Forschungszentrum“ nahe Damaskus, wo angeblich hochmoderne Raketen an die Hisbollah-Miliz im Libanon übergeben worden seien, sollen israelische Kampfflugzeuge auch Lagerräume am Flughafen von Damaskus und einen unbekannten Ort im Libanon angegriffen haben.
Außer verbalen Beschuldigungen, wonach Israel für die weithin in der syrischen Hauptstadt sichtbaren Explosionen bei Damaskus verantwortlich gewesen sei, kam aus Syrien keine konkrete Reaktion. Assad habe den Palästinensern in Syrien freigestellt, künftig entlang der seit 40 Jahren weitgehend ruhigen Grenze auf den Golanhöhen israelische Stellungen anzugreifen. Doch dem Aufruf folgten noch keine Taten.
Gleichwohl schlagen immer häufiger auf israelischem Gebiet Granaten aus Syrien ein, so auch am Mittwoch am Hermonberg. Die Granaten und Raketen sowie Schüsse aus Syrien haben bisher keinen ernsthaften Schaden angerichtet. Die Israelis beschwerten sich zwar bei der UNO über diese Grenzverletzungen, beeilten sich aber, sie als „Querschläger“ der innersyrischen Kämpfe zu bezeichnen. Sie wurden also nicht als gezielte Attacken auf Israel oder als Kriegserklärung interpretiert. Entsprechend gelten auch die israelischen Luftangriffe nicht als Kriegserklärung.
Die Luftangriffe gegen Einrichtungen der syrischen Regierung und Armee wurden innerhalb Syriens widersprüchlich interpretiert. Die syrische Regierung beschuldigte Israel, mit den „terroristischen Rebellen“ gemeinsame Sache gemacht zu haben. Propagandistisch fühlte sich Assad gestärkt, weil er Opfer des „zionistischen Feindes“ geworden sei. Umgekehrt jubelten die Rebellen, dass strategische Stellungen der Regierung getroffen und Assad geschwächt worden sei.

Syrische Kämpfe längst international

Weltweit wurden die angeblichen israelischen Angriffe verurteilt, weil sie den syrischen Bürgerkrieg „internationalisieren“ würden. Dabei wurde übersehen, dass der Libanon mehrfach von Syrien aus bombardiert worden ist, dass die Türkei mehrfach Opfer tödlicher Attacken geworden ist und dass jordanische Grenzposten von Syrien aus beschossen worden sind. Zudem bedeutet ein Strom von Hunderttausenden Flüchtlingen aus Syrien eine ernsthafte Gefahr für die Stabilität Jordaniens, des Libanon, des Irak und des Südens der Türkei. Kämpfer der Hisbollah aus dem Libanon und Revolutionäre Garden des Iran beteiligen sich nachweislich an den Kämpfen in Syrien. Eine „Internationalisierung“ ist längst Tatsache. Dazu gehört auch die Stationierung deutscher Patriot-Raketen im Süden der Türkei.
Politische Beobachter in Israel haben bisher einen Krieg zwischen Israel und Syrien ausgeschlossen. Das Assad-Regime könne derzeit keine Kräfte für eine Konfrontation mit Israel frei machen, solange seine Militärs gegen Rebellen im ganzen Land angehen.
Die Opposition in Syrien besteht aus unterschiedlichen Gruppierungen, wobei Al-Qaida und islamistische Organisationen schon Krieg gegen Israel angekündigt haben, sowie Assad gestürzt sei. Sie könnten versuchen, Israel zu provozieren. Genauso waren die bislang unbewiesenen Behauptungen über einen Einsatz von Giftgas durch Regierungstruppen ein Versuch, die Amerikaner in den Syrienkonflikt zu ziehen. Die Rebellen versprechen sich so einen schnelleren Sturz Assads.
Mit Giftgas sei eine „rote Linie“ überschritten, hatte US-Präsident Barack Obama verkündet. Doch Washington bleibt vorsichtig, solange nicht einwandfrei nachgewiesen ist, ob Sarin und anderes Giftgas gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt worden ist und wer es getan hat, die Regierung oder gar die Rebellen.

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