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Umstrittener Straßenabschnitt in Ostjerusalem eingeweiht

JERUSALEM (inn) – Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat am Sonntag ein neues Stück Schnellstraße in Ostjerusalem nach seinem Vater benannt. Die Einweihung stieß bei Palästinensern auf Kritik.
Die Bewohner von Pisgat Se'ev haben nun einen schnelleren Zugang zur Schnellstraße nach Tel Aviv.

„Wir handeln stetig und systematisch, um Jerusalem mit sich selbst und mit den übrigen Teilen des Landes zu verbinden, weil Zion uns wichtig ist und es meinem Vater wichtig war“, sagte Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros bei der Einweihung. „Nicht einfach so hat man ihn Ben-Zion genannt. Das sagt alles – Sohn Zions.“
Sein Vater sei als Junge hergekommen und habe Jerusalem geliebt, fügte der Regierungschef hinzu. Er selbst sei in der Stadt aufgewachsen. „Wir sind Jerusalemer, und mein Vater war Jerusalemer. Wir wohnten im Hause meines Vater in Jerusalem, einem Steinhaus voller Bücher, voller Werte.“ Ben-Zion Netanjahu habe einen großen Intellekt und ein großes Herz gehabt. Er habe vorausgesehen, „dass die Liebe zu Israel die ganze Zeit durch Hass auf Israel herausgefordert wird, und dass die Liebe zu Israel siegen muss“.
Netanjahu fuhr fort: „Er hat mir beigebracht, dass unser Staat das Pfand der Generationen ist, das Pfand von Generationen von Juden, die träumten und beteten und kämpften und Opfer brachten, dass wir in unser Land zurückkehren und darin unsere Unabhängigkeit erneuern. Er hat mir beigebracht, dass unsere größte Verantwortung die ist, die Sicherheit des Staates Israel zu gewährleisten und seine Zukunft zu befestigen.“ Ben-Zion Netanjahu war vor einem Jahr im Alter von 102 Jahren verstorben (Israelnetz berichtete).
Die Kosten für das Bauprojekt belaufen sich auf umgerechnet rund 40 Millionen Euro, schreibt die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Der Straßenabschnitt ist 400 Meter lang. Über die neue Strecke können Bewohner der jüdischen Viertel Pisgat Se‘ev und Neveh Ja‘akov in Ostjerusalem zur Schnellstraße 443 gelangen, ohne die Straßen im Stadtteil French Hill zu verstopfen. Auch die Araber aus Beit Hanina haben dadurch einen besseren Zugang.
Der israelische Verkehrsminister Israel Katz bezeichnete die Baumaßnahme als Teil der ständigen Bemühung, den Zugang zur Hauptstadt zu verbessern. Der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat sagte: „Die Eröffnung der Schnellstraße 20 und des Ben-Zion-Verkehrsknotenpunktes wird die Verkehrsbelastung in Nordjerusalem erleichtern. Sie wird Hunderten und Tausenden Besuchern und Touristen zusätzlichen Zugang ermöglichen, der leicht und schnell ist.“

Kritik: „Neue Straße erschwert Zweistaatenlösung“

Der Fatah-Sprecher Hussam Somlot kritisierte die Eröffnung des Verkehrsabschnittes. Sie zeige, dass Israel es mit einer Zweistaatenlösung nicht ernst meine. „Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass Herr Netanjahu nur einen Plan für einen Staat hat – und das ist der Staat für die Siedler. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass seine ganze Agenda die einer weiteren Kolonialisierung und der Versorgung der Siedler mit allen möglichen Diensten ist.“ Seine Bewegung als führende Partei der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) vertrete den Standpunkt, „dass es keinen Frieden und keine politische Abmachung ohne Ostjerusalem als Hauptstadt des palästinensischen Staates geben soll“.
Auch die israelische Organisation „Schalom Achschaw“ (Frieden jetzt) beanstandete die Maßnahme. Ein kleiner Abschnitt der Straße führe durch das Westjordanland, bemängelte die Aktivistin Hagit Ofran. Sie gehe über die Grenzen der Jerusalemer Gemarkung hinaus. Doch zentraler sei, dass die Infrastruktur Israels Festhalten an einem Gebiet vertiefe, das Teil eines palästinensischen Staates sein sollte. Dies erschwere eine Zweistaatenlösung.

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