„Jedes Land hat seine ‚Fashion Week‘ und wir dachten, dass auch wir eine eigene haben können, anstatt kleinerer Modenschauen hier und da“, sagte Tamer Halabi, Geschäftsführer der Modelagentur „Modelicious“ und einer der Organisatoren der Veranstaltung. Der 27-jährige Unternehmer aus Jerusalem eröffnete die erste Modelagentur im Westjordanland.
Von Seiten der Boutiquen sei die Nachfrage nach Models groß. Sie bräuchten diese, um ihre Entwürfe zu präsentieren. Zusammen mit dem Magazin „Layalina“ und dem Modefotografen Wissam Rustom habe Halabi vor sechs Monaten mit den Vorbereitungen für die Modewoche begonnen, schreibt die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Das Magazin berichte über Mode und das Modeln. Die Nachfrage nach einer Modewoche sei groß gewesen, sagte Summer Husain, Redaktionsleiter der amerikanisch-palästinensischen Zeitschrift „Layalina“.
Die erste palästinensische „Fashion Week“ habe dazu dienen sollen, die neuen Sommerkollektionen palästinensischer Designer zu präsentieren. „Wir haben auch Anfragen von ausländischen Designern erhalten, besonders in diesem ersten Jahr sollte die Show aber ganz und gar palästinensischen Charakter haben“, erklärte der Fotograf Rustom. Es sei bedauerlich, dass viele palästinensische Designer das Land verließen. Er hoffe, dass sich das durch die Veranstaltung ändere.
International und westlich
Obwohl viele ortsansässige Designer traditionelle Stickereien benutzten und konservative islamische Mode produzierten, sollte im Mittelpunkt der Veranstaltung ein internationaler Stil stehen. Es gehe um förmliche, legere und sportliche Kleidung, welche elitäre palästinensische Käufer anspreche.
Ein Ticket für die Fashion Week kostete umgerechnet etwa 4,20 Euro, berichtet „Yediot Aharonot“. Dabei sei es nicht um Profit gegangen, sondern darum, die palästinensische Kultur und Modewelt voranzubringen, sagte Rustom.
Boutique-Besitzer erhofften sich von der Modewoche einen größeren Kundenkreis. Sie sei aufgeregt gewesen, als sie hörte, dass auch Besucher aus Israel kämen, sagte Hadil Abu Hmied, Inhaberin eines Modegeschäfts.
„Unanständiger“ Beruf
Insgesamt waren 30 Models, darunter auch 10 Männer, an der Show beteiligt, schreibt „Yediot Aharonot“. Sie stammten aus Städten im Westjordanland, aber auch in Israel: Bethlehem, Ramallah, Nablus, Jerusalem, Akko, Haifa und Nazareth. Die arabisch-israelischen Models seien erfahrener als die aus dem Westjordanland, erklärte Rustom. Er glaube aber, dass die einheimischen Frauen dadurch ermutigt würden, offener zu werden. Auch, wenn traditionelle palästinensische Sitten den Modelberuf als unanständig betrachteten.
Für eine Veränderung der Sichtweise sorge auch das Magazin „Layalina“, das mittlerweile Fotos von palästinensischen Mannequins veröffentliche, ist der Fotograf aus Haifa überzeugt. Trotzdem sei so eine Veröffentlichung immer noch problematisch, da sich die Frauen fragten, was die Gesellschaft von ihnen denke, wenn sie sich in der Öffentlichkeit darstellten. Diese Einstellung verändere sich nur langsam.
Einige Palästinenser würden möglicherweise kritisieren, dass sie sich um Mode kümmerten, anstatt um den Kampf für einen palästinensischen Staat, fügte der Unternehmer Halabi hinzu. Das sei auch wichtig. Aber sie wollten der Welt ebenfalls zeigen, dass es palästinensisch Talente gebe und sie wie die Menschen im Ausland leben könnten. „Die politischen Probleme existieren schon seit langer Zeit, aber das bedeutet nicht, dass wir kein Leben haben dürfen.“