„Margaret Thatcher war eine zuverlässige Freundin Israels und des jüdischen Volkes“, teilte Premierminister Benjamin Netanjahu in einer Beileidsbekundung für die Regierung und das Volk Großbritanniens mit. Sie sei eine „Frau von Größe“ gewesen, die Prinzipientreue, Entschlossenheit und Stärke verkörpert und eine ganze Generation von Politikern inspiriert habe. Staatspräsident Schimon Peres sagte laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“, dass Thatcher während Israels Verhandlungen mit Jordanien in den späten 80er Jahren eine Quelle der Weisheit sowohl für ihn als auch für den damaligen jordanischen König Hussein gewesen sei. Sie sei eine „großartige und außergewöhnliche Führerin“ gewesen.
Die „Jüdische Allgemeine“ schreibt in ihrer Onlineausgabe, die Juden in Großbritannien und weltweit hätten nie eine bessere Freundin in der Downing Street gehabt als Thatcher. Die Wochenzeitung berichtet, wie die Familie der Politikerin 1938 ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus Wien bei sich aufnahm. Aus deren dramatischen Schilderungen resultiere Thatchers lebenslange Sympathie für die Juden, aber auch ihr Misstrauen gegen die Deutschen.
Thatcher berief mehr Juden in ihr Kabinett als sämtliche ihrer Vorgänger und Nachfolger. Sie war 1986 die erste britische Regierungschefin, die den Staat Israel besuchte. Die amerikanische Onlinezeitung „The Daily Beast“ spekuliert, dass sie dem heutigen Premierminister Netanjahu ebenso kritisch gegenüberstünde, wie einst seinem Vorgänger Menachem Begin. Kurz nach ihrem Amtsantritt habe sie diesem unmissverständlich klargemacht, dass die israelischen Siedlungen im Westjordanland kontraproduktiv seien. In dem Artikel heißt es weiter, die „Eiserne Lady“ habe sich nachdrücklich für eine Anerkennung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) als Verhandlungspartner stark gemacht. 1988 habe sie die Hoffnung geäußert, Israel könne „in Frieden und gesicherten Grenzen leben, während auch die Palästinenser zu ihren legitimen Zielen kommen, denn keiner kann für sich selbst einfordern, was er anderen verwehrt“. Mit diesen Worten sei Thatcher relativ nah an der Rhetorik des heutigen US-Präsidenten Barack Obama.
Nachdrückliches Bekenntnis zum Christentum
Thatcher war bekennende Christin und stellte die Bedeutung des Glaubens für das Miteinander der Menschen in ihren Ansprachen und später in ihren Büchern immer wieder heraus. „Ich glaube an das, was man gemeinhin die ,jüdisch-christlichen Werte‘ nennt – in der Tat ist meine ganze politische Philosophie auf ihnen aufgebaut“, schrieb sie beispielsweise 2002 in ihrem Buch „Statecraft“. Wegen ihrer harten Wirtschaftsreformen wird sie als umstrittene Figur in die Geschichtsbücher eingehen, doch auch harsche Kritik machte ihr nach eigenem Bekunden nichts aus: „Ich freue mich, wenn ein persönlicher Angriff besonders weh tut, denn ein persönlicher Angriff bedeutet, dass sie kein politisches Argument gegen dich haben“, soll sie einmal gesagt haben.
Thatcher war von 1979 bis 1990 die erste und bis heute einzige Frau an der Spitze Großbritanniens. Ihre harten wirtschafts- und sozialpolitischen Reformen setzte sie gegen heftigsten Widerstand durch – größtenteils mit Erfolg. Sie privatisierte staatliche Betriebe wie die British Airways und kämpfte gegen die Übermacht der Gewerkschaften, die für die am Boden liegende britische Industrie zum handfesten Problem geworden war. Dem Projekt Europa stand sie, nicht ungewöhnlich für eine Britin, mit Skepsis gegenüber, wie auch der Wiedervereinigung Deutschlands, die sie ablehnte. Für Alt-Kanzler Helmut Kohl war Thatcher dennoch eine „großartige Frau“: „Ich habe Margaret Thatcher wegen ihrer Freiheitsliebe, ihrer unvergleichlichen Offenheit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit sehr geschätzt“, heißt es in einer Mitteilung, die Kohls Büro am Montag veröffentlichte. Der frühere Bundeskanzler bezeichnete seine Beziehung zu Thatcher als „Wechselbad der Gefühle“, trotz unterschiedlichen Auffassungen in manchen Sachfragen sei der Umgang miteinander von Respekt geprägt gewesen.
Konservative feiern „Iron Lady“
Weltweit wurde Thatchers Vermächtnis am Montag vor allem von konservativen Politikern gewürdigt. „Sie hat unser Land nicht nur geführt, sondern gerettet“, sagte Großbritanniens Premierminister David Cameron. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete Thatcher als „eine der überragenden Führungspersönlichkeiten der Weltpolitik ihrer Zeit“, Außenminister Guido Westerwelle äußerte „Bewunderung“. Der frühere US-Präsident George H. W. Bush nannte die Verstorbene „eine der leidenschaftlichsten Kämpferinnen für die Freiheit und die Freiheit der Märkte“, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger bezeichnete sie als „Führerin mit starken Überzeugungen“.
US-Präsident Barack Obama teilte mit, die Welt habe am Montag eine „Verfechterin der Freiheit und der Unabhängigkeit, eine wahre Freundin der USA“, verloren. Gemeinsam mit Ex-Präsident Bill Clinton gehört Obama zu den Vertretern des linken Spektrums, die warme Worte für Thatcher finden. Auf CNN lobte auch Sozialdemokrat Tony Blair die Errungenschaften seiner Vor-Vorgängerin.