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Israelische Feiertage

Alle Welt pilgert zu religiösen Feiertagen ins Heilige Land. Doch in Israel gibt es nur drei „gesetzliche Feiertage“, und die sind nicht religiös konnotiert. Während es in Deutschland heißt: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“, kann in Israel jeder „nach seiner Fasson selig werden“.
Zum islamischen Fastenmonat Ramadan schmückt die Jerusalemer Stadtverwaltung das Damaskustor.

In arabischen Städten mit christlicher oder muslimischer Mehrheit, in Akko, Nazareth oder Jaffa, käme niemand auf die Idee, am Sabbat die Läden zu schließen. Am Jom Kippur, dem jüdischen Versöhnungstag, fahren in Ostjerusalem sogar die Linienbusse, während im restlichen Land Kinder auf den leeren Autobahnen Fahrrad fahren, Radio und Fernsehen nur pfeifen und Israels Luftraum gesperrt bleibt.
Der jüdische Staat kennt nur drei gesetzlich geregelte Feiertage und nicht einmal einen einheitlichen wöchentlichen Ruhetag. Vom Parlament beschlossen wurden der Holocaust-Gedenktag, der Heldengedenktag für gefallene Soldaten und einen Tag später der Unabhängigkeitstag.
Jeder feiert sonst, wie die Feste gerade fallen, wobei die Stadtverwaltungen auf ihre Bürger besondere Rücksicht nehmen. So ist es im mondänen Tel Aviv „verboten“, während des Pessachfestes öffentlich Brot oder Pizzas zu zeigen. Doch im Süden Tel Avivs, im arabischen Jaffa, hat die legendäre Bäckerei Abulaffia während des Pessachfestes Hochkonjunktur. Da kommen dann die Juden und kaufen duftende Fladenbrote ein, wenn es sonst nur dröges Matzebrot gibt.
Israel ist ein multireligiöser Vielvölkerstaat und selbst innerhalb der Gemeinschaften gibt es Unterschiede. So kann man im jüdischen Tel Aviv fast vergeblich nach koscheren Restaurants suchen. Andererseits gibt es zum Beispiel ultraorthodoxe oder sehr fromme Viertel und Städte, wo die Bewohner am Sabbat mit Polizeigittern alle Zugangsstraßen für den Autoverkehr sperren. Dort sollte man am Samstag auch nicht mit brennender Zigarette spazieren gehen. Hingegen kann es selbst Nichtmuslimen in der Altstadt Jerusalems passieren, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan angepöbelt zu werden, wenn man vor Sonnenuntergang öffentlich trinkt, raucht oder isst.

Der kleinste gemeinsame Nenner

Außenstehende werden jetzt die berechtigte Frage stellen, wieso denn in der Armee nur koschere Speisen gereicht werden und wieso die nationale Fluggesellschaft EL AL am Sabbat nicht fliegt. Beim Militär hat man sich auf den „niedrigsten gemeinsamen Nenner“ geeinigt. Koschere Speisen können auch nichtjüdischen Soldaten, darunter Muslimen und Christen, zugemutet werden. Der Beschluss der EL AL, den jüdischen Ruhetag zu respektieren, ist rein kommerzieller Natur. Sie ist übrigens keine staatliche Fluggesellschaft. Wer mal am Sabbat vom Ben-Gurion-Flughafen abfliegt, könnte beobachten, wie Passagiere eine EL AL-Maschine besteigen und wegfliegen. „Dann ist das Flugzeug halt von einer anderen Gesellschaft gechartert worden“, erfährt man auf Nachfrage.
An Ramadan und während des Weihnachtsfestes schmückt die Jerusalemer Stadtverwaltung die Stadttore der Altstadt mit leuchtenden Girlanden und Weihnachtssternen. Der jüdische Bürgermeister zündet am ersten Tag des muslimischen Fastenmonats nahe dem Damaskustor eine Böllerkanone aus türkischer Zeit, um den Muslimen bei Sonnenuntergang das Zeichen zu geben: Ab jetzt dürft ihr wieder essen.
Manche Feste werden besonders in Jerusalem doppelt und dreifach gefeiert, vor allem unter den Christen. Während die Westkirchen Weihnachten am 25. Dezember begehen, feiern die Orthodoxen am 6. Januar und die Armenier hinken aufgrund eines anderen Kalenders erst am 18. Januar nach. Bei Ostern ist das Durcheinander noch größer, vor allem, wenn das jüdische Pessachfest alle paar Jahre mit dem christlichen Osterfest zusammenfällt. Während die westlichen Christen bereits auf Pfingsten warten, feiern in diesem Jahr die Ostkirchen die Auferstehung erst am 5. Mai.
Bekanntlich ist von christlichen Festen entsprechender Kitsch nicht wegzudenken, vom Lametta für den Christbaum bis hin zum Osterhasen. Die globale Weihnachtsindustrie mit blinkenden Lämpchen und anderem Schnickschnack trägt heutzutage den Stempel „made in China“. Das mag der Grund sein, weshalb sich Muslime am Ramadan an diesem Kitsch ebenso bedienen wie ultraorthodoxe Juden. Die dekorieren mit christlichen Engelchen und roten, grünen oder blauen Weihnachtssternen ihre Laubhütten beim Sukkot-Fest im Herbst.

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