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Kommentar: Obamas Besuch in Israel

JERUSALEM (inn) – Körpersprache ist auch ein diplomatisches Mittel. US-Präsident Barack Obama machte davon in Israel geschickten Gebrauch. Während seiner ersten Kadenz hatte Obama zahllose taktische Fehler gemacht. Gegen Israels Premierminister hegte er eine offen ausgetragene tiefe Abneigung.
Obamas Körpersprache soll die gute Beziehung zu Netanjahu (r.) und Peres (l.) unterstreichen.

Schon bei der Ankunft am Flughafen und bis zum Abend bei der Pressekonferenz versuchte Obama seine alten Fehler zu korrigieren. Mit amerikanischer Zustimmung durfte das offizielle Kamerateam bei der Begrüßungszeremonie sogar erstmals auch ein Mikrofon einsetzen. Obamas „Glücklicherweise bin ich jetzt dem Kongress entflohen“ machte in Amerika große Schlagzeilen.
Nach einem Besuch bei dem von Amerika mitfinanzierten Raketen-Abwehrsystem „Eisenkuppel“ zog Obama auf dem Fußweg zum Helikopter das Jackett aus und lief im weißen Hemd mit blauem Schlips weiter. Netanjahu zögerte kurz und machte es dann seinem Gast nach. Der lockere Spaziergang wurde zum „Bild des Tages“ und natürlich ein Anlass für freundlichen Spott israelischer Fernsehmoderatoren, die in ähnlicher Aufmachung die Nachrichten präsentierten.
Den Israelis fiel auf, dass Obama eine komplette Kehrtwende von seiner problematischen Rede 2009 in Kairo gemacht hat, wo er die Errichtung Israels als Resultat des Holocaust dargestellt und die Siedlungen für illegal erklärt hat. Jetzt redete er von den biblischen Wurzeln des jüdischen Volkes im Heiligen Land. Die in Kairo hervorgehobenen Palästinenser mitsamt Rechten und Ansprüchen wurden überhaupt nicht erwähnt.

Siedlungen nicht erwähnt

Obama hat das Wort „Siedlungen“ auch bei der Pressekonferenz am Abend nicht in den Mund genommen. Sehr wohl wurde jedoch die Zwei-Staaten-Lösung thematisiert. Dazu hatte sich auch der israelische Premier erneut öffentlich bekannt. Obama wie auch seine israelischen Gesprächspartner, Staatspräsident Schimon Peres und Netanjahu, betonten die Dringlichkeit, endlich eine Verhandlungslösung für dieses Problem zu finden.
„Barack“ und „Bibi“, wie sich die beiden Politiker „liebevoll“ anredeten, stimmten in der Einschätzung der Gefahr einer möglichen iranischen Atombombe völlig überein. Netanjahu betonte, dass Israel nicht einmal seinem besten und mächtigen Freund Amerika das Recht auf Selbstverteidigung überlassen werde. Dem stimmte Obama voll zu, schränkte aber ein, dass auch Rücksichten auf Verbündete bedacht werden müssten. Immerhin hat Netanjahu dem amerikanischen Präsidenten öffentlich das Vertrauen ausgesprochen, es ernst zu meinen mit der Absicht, den Iran am Bau einer Atombombe zu verhindern. So wurde das zentrale Thema eines militärischen Angriffs auf den Iran vor allem mit Andeutungen abgehandelt.
Sehr wortreich hat Obama die Frage eines israelischen Journalisten zum Einsatz chemischer Waffen in Syrien beantwortet. Die Amerikaner hätten einen militärischen Einsatz angekündigt, falls Syrien da eine „rote Linie“ überschreite, meinte der Reporter. Obama erklärte, dass noch unklar sei, ob und wer chemische Kampfstoffe in Aleppo eingesetzt habe. Das werde mit Hilfe der Partner Amerikas noch geprüft. Der US-Präsident hielt es für unwahrscheinlich, dass die chemischen Kampfstoffe in die Hände der Opposition gefallen seien, wie von der syrischen Regierung behauptet.
Der zweite Tag des Obama-Besuches dürfte für den Konflikt mit den Palästinensern von entscheidender Bedeutung werden. Noch zählen die Amerikaner zu den wichtigsten Financiers der Palästinenser. Das palästinensische Gesuch an die UNO, sich als Staat anerkennen zu lassen, hatte scharfen amerikanischen Widerstand provoziert. Die Amerikaner stellten deswegen eine Finanzierung der UNESCO ein.

Raketen aus dem Gazastreifen

Obamas Besuch in Ramallah wurde von vier Raketen überschattet, die am Donnerstagmorgen vom Gazastreifen aus auf Israel abgeschossen worden waren. In der Kleinstadt Sderot verursachte eine Rakete Sachschaden an einem Haus. Es gab keine Verletzte.
Mahmud Abbas verurteilte den Raketenbeschuss, der deutlich machte, dass die Autonomiebehörde keinerlei Einfluss in dem von der Hamas-Organisation beherrschten Gazastreifen hat. Hinzu kommen gewalttätige Demonstrationen im Westjordanland gegen den Besuch Obamas.
Am Mittag wird eine Pressekonferenz in Ramallah etwas mehr Klarheit bringen, ob Obama den palästinensischen Präsidenten von einer Wiederaufnahme der seit vier Jahren verweigerten Friedensverhandlungen mit Israel überzeugen konnte.

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