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Wer will schon alle Ultra-Orthodoxen verhaften?

JERUSALEM (inn) – Sie studieren lieber die Komposition der Torah anstatt die Zusammensetzung einer Waffe: Junge Ultra-Orthodoxe verweigern massenhaft den Militärdienst. Die Armee erlässt Haftbefehle gegen sie, glaubt aber nicht, dass die Militärpolizei diese ausführen wird.
Lieber ins Gefängnis als in die Armee: Strenggläubige widmen sich lieber dem Torah-Studium.

Hunderte von Haftbefehlen habe die Armee in den vergangenen Tagen gegen die Kriegsdienst-Verweigerer erhoben, berichtet die israelische Online-Zeitung „Times of Israel“. Nachdem das Tal-Gesetz, das Ultra-Orthodoxe zugunsten des Torah-Studiums vom dreijährigen oder 21-monatigen Militärdienst befreit, im vergangenen Jahr ausgelaufen war, ergingen die Einzugsbescheinigungen der Armee auch an die Strenggläubigen unter den jungen Israelis.
Da sich viele von ihnen auch nach der dritten Aufforderung nicht bei der Armee melden, droht ihnen strafrechtliche Verfolgung. Nicht, dass das einen Stimmungsumschwung herbeiführen würde: Viele Ultra-Orthodoxe haben freimütig erklärt, lieber ins Gefängnis zu wandern, als Soldat auf Zeit zu werden. Mitunter verbietet es ihre Glaubensgemeinschaft, in der Armee zu dienen.
Wohl aber wachsen die Sorgen der Eltern. „Jeden Tag kommen besorgte Eltern zum Haus des Rabbis und fragen, was sie tun sollen, wenn ihr Kind eine Aufforderung der Armee erhält. Der Rabbi gibt dann immer die gleiche Antwort: ‚Nichts, und wenn er verhaftet wird, dann gehen wir mit ihm ins Gefängnis‘“, zitiert die Zeitung „Yediot Aharonot“ einen Gehilfen des Rabbis Schmuel Auerbach aus Jerusalem.
Doch erst einmal warten die Ultra-Orthodoxen ab, wie die Armee auf die massenhaften Verweigerungen reagiert. Ein Talmud-Schüler Auerbachs, der vor einem Monat seine dritte Aufforderung erhalten hat, ist noch immer auf freiem Fuß. Dass alle Kriegsdienstverweigerer inhaftiert werden, bezweifelt selbst die Armee, berichtet „Times of Israel“. Allerdings mache das Gerücht dir Runde, dass die Armeepolizei nach den Passah-Ferien den Abtrünnigen nachspüren wird. Das achttägige Passahfest beginnt in diesem Jahr am Abend des 25. März.
Die Frage des Einzugs von Talmud-Studenten ist auch Teil der Koalitionsverhandlungen. Die ultra-orthodoxen Parteien bestehen auf ein neues Gesetz, dass eine Befreiung vom Militärdienst für Jeschiwa-Schüler vorsieht. Die Partei „Jesch Atid“, zweitstärkste politische Kraft im Lande, verlangt jedoch, dass auch die strenggläubigen Jugendlichen „die Lasten teilen“.

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