Botschafter Nissim Ben-Schitrit stieß an einer U-Bahnstation in der Hauptstadt Tokio auf das irritierende Buch. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich um eine Comic-Version von Hitlers „Mein Kampf“ handelte. Sie stand in vielen Buchhandlungen in Japan zum Verkauf, schreibt die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Der Diplomat vereinbarte ein Treffen im Büro des Herausgebers, an dem auch die beiden Zeichner teilnahmen. Dort äußerte Ben-Schitrit seinen Verdruss über die Veröffentlichung und erläuterte die damit verbundene Problematik. Der Verleger bat um Entschuldigung. Er habe nicht gedacht, dass das Buch Menschen und deren Gefühle verletzen könne.
Zehntausende Exemplare seien verkauft worden, die Auflage sei bereits vergriffen, sagte der Herausgeber. Man könne das Geschehene nicht mehr rückgängig machen. Deshalb suchte er nach einem Weg, um das Gleichgewicht herzustellen. Schließlich nahm er den Vorschlag des Botschafters an, eine Manga-Ausgabe mit biblischen Geschichten zu veröffentlichen.
Entstanden sind drei Bücher: zum 1. Buch Mose, zu den Königen und zu den Propheten. Die Illustratoren zeichneten biblische Geschichten auf Englisch und auf Japanisch.
„Als ich die Zeichnung von Hitler sah, mit Hakenkreuzen und mit japanischen Schriftzügen, war ich entsetzt“, sagte Ben-Schitrit. „Es kann nicht angehen, dass ein gebildeter Mensch Hitlers Buch liest. Zu unserem Glück hat das Buch sich selbst überlebt, und es ist schon nicht mehr in den Regalen vorhanden. Jetzt hoffe ich, dass die jungen Leute in Japan mit den Helden der Hebräischen Bibel vertraut gemacht werden.“ Er vermute hinter dem Hitler-Comic keine böswillige Absicht, etwas Antisemitisches zu veröffentlichen. „Es ist eine kleine Firma, die Manga-Bücher herausgibt, und sie dachten, dass daran ein Interesse bestehen würde.“