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„Es droht eine ernste Wasserknappheit“

DOHA (inn) – Im gesamten Nahostgebiet fehlt eine Süßwassermenge, die so groß ist wie das Tote Meer. Das zeigt ein Bericht der US-Raumfahrtsbehörde NASA. Insgesamt handelt es sich um einen Verlust von etwa 144 Kubikkilometer der gesamten Wasserreservoirs in Teilen der Türkei, Syrien, dem Irak und Iran.
Ausreichend Wasser zu haben, wird in Nahost zu einer immer größeren Herausforderung.

Damit gehöre der Süßwasserverlust zu den größten weltweit, heißt es in der Studie. Die Satelliten der NASA hatten seit dem Jahr 2003 sieben Jahre lang Daten über die Wasservorkommen in Nahost gesammelt. Der nun festgestellte Rückgang sei außerdem der weltweit schnellste nach Indien. Rund 60 Prozent des Verlustes resultierten aus dem Anpumpen der Grundwasservorräte, zu denen auch etwa 1.000 Brunnen im Irak gehörten, berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Die Dürre, inklusive einer zurückgehenden Schneedecke und dem Austrocknen des Bodens, sowie ein Wasserverlust der Oberflächengewässer seien außerdem Gründe für das Fehlen der riesigen Wassermenge.
Ernste Bedrohung
Die Studie sei der aktuellste Beweis für eine Verschlimmerung der Wasserkrise im Nahen Osten. Wegen zunehmender Bevölkerungsdichte, Kriegen und einer Verschlechterung der klimatischen Bedingungen drohe einigen Ländern in den kommenden Jahren eine ernste Wasserknappheit, berichtet die „Times of Israel“. Der Jemen mache die Halbtrockenheit und die wachsende Armut für die Wassernot verantwortlich. Die Golfstaaten hingegen schieben die Wasserknappheit auf das Wirtschaftswachstum, das moderne Städte mitten in der Wüste entstehen ließ.
Auf der UN-Klimakonferenz 2012 in Doha hatte die Weltbank die Wasserknappheit dem Bericht zufolge als eines der größten Probleme in Afrika und im Nahen Osten bezeichnet. Wegen des Klimawandels erwarte man weitere und extremere Dürreperioden. Bis zum Jahr 2050 werde der Wasserabfluss um 10 Prozent sinken, die Nachfrage nach Wasser werde aber bis zum Jahr 2045 um 60 Prozent steigen, vermuten die Experten.
Mangelnde Koordination
Ein großes Problem, um die Wasservorräte zu erhalten, seien die unterschiedlichen Interessen von Syrien, dem Irak und der Türkei. Die Quellgebiete von Euphrat und Tigris würden von der Türkei kontrolliert. Außerdem sei das Land für die Reservoirs und die Infrastruktur des „Südanatolien-Projekts“ verantwortlich, das größte regionale Entwicklungsprojekt entlang der beiden Flüsse. Das Projekt steuert die Wassermenge, die nach Syrien und in den Irak fließt. Das Wassermanagement zwischen den drei Ländern sei jedoch unkoordiniert. Außerdem gebe es immer wieder Spannungen, da die Türkei seit der Dürre im Jahr 2007 kontinuierlich Wasser abführt, um Ackerland zu bewässern.
Unter anderem zeige ein Bericht der UN, dass der Irak deshalb auf die Grundwasservorräte zurückgreifen müsse, erklärte Kate Voss. Sie ist verantwortliche Autorin der Studie und Partnerin der Wasserwirtschaft am Zentrum für hydrologische Modelle der Universität Kalifornien.
Jay Famiglietti, führender Forscher der Studie und Professor für Erdsystem-Wissenschaften an derselben Universität, will nach Angaben der „Times of Israel“ noch diesen Monat in die Region reisen. Zusammen mit Voss und weiteren Kollegen wolle er die Situation diskutieren und den Vertretern vor Ort die Dringlichkeit einer Lösung bewusst machen. „Diese trockenen Regionen werden noch trockener. Sie und jeder andere in den Trockenzonen der Welt müssen die verfügbaren Wasservorräte so gut wie möglich bewältigen“, machte Famiglietti deutlich.

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