„Manchmal sieht man Räume, in denen 12, 15 oder 20 Personen unter wirklich minderwertigen Bedingungen leben“, sagte Grandi. Er habe eine Familie getroffen, die in einem komplett dunklen Raum mit nur einer Kerze lebte. Die meisten Palästinenser seien wegen der Kämpfe in Syrien ins Nachbarland Libanon geflohen. Sie lebten dort mit Freunden und Familienangehörigen in den Lagern, die nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 eingerichtet worden waren, zitiert die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“ Grandi. Weitere Lager für die Neuankömmlinge seien bisher nicht errichtet worden. Besonders im palästinensischen Flüchtlingslager Schatila seien die Zustände für Neuankömmlinge schrecklich. „Die Palästinenser mieten kleine, enge, unhygienische Unterkünfte ohne fließendes Wasser, Belüftung und Elektrizität“, berichtete er.
Die UNRWA bat deshalb bis Juni dieses Jahres um umgerechnet etwa 9,7 Millionen Euro finanzielle Unterstützung, damit die Kosten im Libanon gedeckt werden können. „Die Spendergemeinschaft muss dem Libanon helfen, die immense Last dieses großen Flüchtlingproblems zu tragen“, forderte Grandi.
Mehr als 20.000 palästinensische Flüchtlinge seien bereits von Syrien in den Libanon geflohen. Mehr als 200 kämen jeden Tag über die Grenze, berichtet „Ma‘an“. Vor dem Bürgerkrieg in Syrien lebten dort mehr als eine halbe Million Palästinenser, ein Drittel von ihnen wohnte im Flüchtlingslager Jarmuk, einem Vorort von Damaskus. Nach den verstärkten Kämpfen im Dezember mussten viele von ihnen fliehen (Israelnetz berichtete).
Belgien spendet 11 Millionen
Am Dienstag gab die UNRWA bekannt, dass Belgien die UN-Organisation mit umgerechnet mehr als 11 Millionen Euro unterstützen werde. Das Geld sei für den allgemeinen Fonds der Organisation bestimmt. Außerdem sollten Teile des Geldes für das Programm eines sozialen Sicherheitsnetzes und für Notfallversorgung im Westjordanland und im Gazastreifen zur Verfügung stehen.
Salvatore Lombardo, Leiter der UNRWA, betonte die Wichtigkeit der Unterstützung Belgiens und anderer europäischer Länder. „Sie haben unserer Organisation große Unterstützung geliefert und verlangten im Gegensatz nur, dass wir den palästinensischen Flüchtlingen in allen Bereichen die bestmögliche Hilfe leisten“, sagte er.
Der belgische Generalkonsul Geert Cockx begründete die Unterstützung mit der Zuverlässigkeit der Organisation. Jeden Tag versorge die UNRWA mehr als fünf Millionen palästinensische Flüchtlinge. Cockx fügte hinzu, dass die Belgier die wachsenden Nöte – insbesondere in Syrien und dem besetzten palästinensischen Gebiet – registrierten. Er sprach sich deshalb für eine größtmögliche Unterstützung aus.