Ein Kommentator meinte im Fernsehen: „Das war eine Protestwahl gegen Netanjahu und das Ergebnis eines miesen Wahlkampfes.“ Ein anderer Kommentator meinte, dass die Mehrheit Israels zwar der Politik Netanjahus zustimme, nicht aber seinem Stil.
Zwar hat der sogenannte „rechte Block“ 61 Mandate erhalten, also eine winzige Mehrheit bei 120 Abgeordneten, dennoch müssen bei so geringen Unterschieden die endgültigen Ergebnisse in den Morgenstunden abgewartet werden. Netanjahu werde zwar „mit Sicherheit“ auch der nächste Premierminister werden, doch werde er wohl eine „breite Koalition“ mit Parteien aus dem „gemäßigt linken Block“ errichten müssen.
Unter den Rechten hat das „Jüdische Haus“ mit seinem Star Naftali Bennet doch schlechter abgeschnitten als erwartet. Er kann mit 12 Mandaten rechnen.
Im linken Lager hat die Arbeitspartei unter Schelly Jahimowitsch 17 Mandate errungen. Jair Lapid mit seiner erst vor einem Jahr gegründeten anti-religiösen Partei „Jesch Atid“ ohne konkrete politische Ausrichtung erhielt immerhin 19 Mandate, was als Überraschung gilt. Die ganz linke Partei Meretz verstärkte sich auf 7 Mandate.
Die Kadima-Partei, vor vier Jahren noch stärkste Kraft, scheitert offenbar an der 2-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung ist mit 66,6 Prozent die höchste seit 1999.
Die Hochrechnungen der verschiedenen TV-Sender unterschieden sich nur geringfügig.
Auch wenn Netanjahu der nächste Premierminister werde, so wurde er schon als die „tragische Figur“ dieser Wahlen genannt. Der echte Sieger sei Jair Lapid, mit dem Netanjahu unweigerlich eine Koalition bilden müsse. Das wiederum bedeute, dass voraussichtlich die fromm-orientalische Schasspartei diesmal nicht am Kabinettstisch sitzen werde.
Ebenso wurde darauf hingewiesen, dass es dem „links-gemäßigten“ Block nicht gelungen sei, eine Sperre gegen Netanjahu zu erlangen. Denn die drei arabischen Parteien mit jeweils 4, 3, und 2 Stimmen gelten nicht als potentielle Teilhaber an einer Regierung.