„Israelisch-palästinensische Verhandlungen sind Zeitverschwendung: Während die Zionisten Zeit schinden und immer größere Möglichkeiten bekommen, verlieren Palästinenser, Araber und Muslime Zeit. Von den Verhandlungen haben sie nichts.“ Diese Worte äußerte Mursi im September 2010, damals gehörte er zur Führungsriege der ägyptischen Muslimbruderschaft.
In dem Video sagt er weiter: „Die Palästinensische Autonomiebehörde wurde von zionistischen und amerikanischen Feinden mit dem alleinigen Ziel gebildet, sich dem palästinensischen Volk und seinen Interessen zu widersetzen.“ Laut Mursi sind die Zionisten „die Besatzer Palästinas, die Blutsauger und Kriegstreiber, die Nachfahren von Affen und Schweinen“.
Der ehemalige Muslimbruder ruft in dem Gespräch alle Muslime zum bewaffneten Widerstand gegen „die kriminellen Zionisten“ und zur Unterstützung der palästinensischen Widerstandskämpfer sowie zum wirtschaftlichen und politischen Boykott auf. „Keines der arabischen oder muslimischen Völker und Regierungen sollte mit ihnen verhandeln.“ Außerdem schlägt er vor, dass Zionisten aus allen arabischen und muslimischen Ländern vertrieben werden sollten. Nach seiner Wahl zum ägyptischen Präsidenten im Mai 2012 war Mursi aus der Muslimbruderschaft ausgetreten.
Nach Einschätzung der „New York Times“ könnten die erst vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Äußerungen dem ägyptischen Staatsoberhaupt nun zum Verhängnis werden. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, wird in der Zeitung zitiert: „Wie jede Sprache, die religiösen Hass unterstützt, lehnen wir diese Aussagen rigoros ab!“ Laut dem Bericht einer anderen Zeitung, des „Daily Caller“, betonte Carney jedoch auch, dass Mursi eng mit den USA zusammengearbeitet habe, um den Waffenstillstand im Gazakonflikt auszuhandeln: „Durch Wort und Tat hat Mursi gezeigt, dass er zum ägyptischen Friedensvertrag mit Israel steht.“ Der Sprecher fügt allerdings hinzu: „Mursi sollte klarstellen, dass er Menschen aller Religionen respektiert und dass diese Art von Rhetorik für ein demokratisches Ägypten inakzeptabel ist.“
Kenneth Jacobson, stellvertretender Nationaldirektor der Antidiffamierungsliga in New York, merkt an: „Wenn der Führer eines Landes in der Vergangenheit Aussagen getroffen hat, die Juden dämonisieren und nichts unternimmt, um seine Position zu korrigieren, ist es verständlich, dass viele Israelis daraus schließen, dass demjenigen als Friedenspartner nicht zu trauen ist.“
Das Interview mit englischen Untertiteln ist hier zu sehen: http://www.thememriblog.org/antisemitism