In den kommenden viereinhalb Jahren wird das Finanzministerium die Gehälter der israelischen Krankenschwestern um 3,1 Prozent pro Jahr erhöhen. „Ich bin mit der Vereinbarung zufrieden und meine Schwestern sind es auch“, sagte Ilana Cohen, Vorsitzende der Schwesterngewerkschaft. Die Verhandlungen in der Nacht zum Donnerstag, in denen der oberste Leiter des Arbeitsgerichtes, Nili Arad, vermittelte, hätten mehrere Stunden gedauert. Anschließend hätten beide Seiten die Vereinbarung als ein „historisches Abkommen“ bezeichnet, berichtet die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Netanjahus Verhalten ist „eine Schande“
Die Vorsitzende der Arbeitspartei, Schelly Jachimowitsch, äußerte ihre Freude über das Abkommen, kritisierte jedoch das Verhalten des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. Es sei eine Schande, dass die Krankenschwestern einen so mühsamen Weg nehmen mussten. „Der Premierminister ist weit davon entfernt, in dieser Sache Führung zu demonstrieren“, sagte Jachimowitsch. Er habe sich nur mit Dingen auseinandergesetzt, die ihm dienlich gewesen seien und habe die Hilferufe lange ignoriert.
Die Krankenschwestern hätten nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine normale Gesundheitsfürsorge in Israel gekämpft, ergänzte die Politikerin. Netanjahu habe dieses Ziel für nicht wertvoll erachtet. „Eine verantwortungsvolle Regierung hat ein Ohr für die Nöte, wenn sie geschehen, und weiß, wie eine zeitnahe Lösung zu erreichen ist“, machte sie klar.
Innenminister Eli Jischai begrüßte die Vereinbarung ebenfalls. Er betonte, die Krankenschwestern, die Tag und Nacht arbeiteten, hätten zuvor nicht die angemessene Entschädigung erhalten.
Frieden und Stabilität
Kobi Amsalem, verantwortlicher Anwalt für Lohnentscheidungen im Finanzministerium, sagte, die Anhebung der Löhne ermutige zum Ergreifen des Berufs der Krankenschwester. Außerdem bewirke die finanzielle Verbesserung eine Periode des Friedens und der Stabilität im israelischen Gesundheitssystem. Das wiederum komme den Patienten zugute.
Nach Ansicht des stellvertretenden Haushaltsdirektors, Mosche Bar-Siman-Tov, spiegelt die Lohnerhöhung eine angemessene Balance zwischen der Notwendigkeit des Prämienlohnes für Berufseinsteiger und den Herausforderungen für das Budget wieder, die in naher Zukunft erwartet würden.
In den vergangenen Tagen hatten Gesundheitsexperten bereits ihre Besorgnis über den andauernden Streik geäußert. Zehntausende Operationen und medizinische Behandlungen hätten verschoben werden müssen, wenn die Arbeitsniederlegung noch länger gedauert hätte. Die Experten befürchteten außerdem Krankheitsausbrüche, berichtet die „Jerusalem Post“.
Seit dem 3. Dezember hatten etwa 28.000 israelische Krankenschwestern gestreikt, die in Krankenhäusern und Einrichtungen der Gesundheitsorganisation „Clalit“ angestellt sind. Die Schwestern hatten seitdem nur absolut notwendige Operationen und Behandlungen durchgeführt (Israelnetz berichtete).